G-7-Treffen in Elmau:Gipfelgegner suchen nach Orten zum Campen

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Auf Schloss Elmau findet das G-7-Treffen statt - auch viele Demonstranten werden in der Region erwartet. Wo sie während des Gipfels wohnen sollen, ist noch unklar. (Foto: dpa)
  • Tausende Gegner des G7-Gipfels wollen im Juni rund um Garmisch-Partenkirchen demonstrieren. Wo sie unterkommen sollen, ist noch völlig ungeklärt.
  • Das Innenministerium erklärt sich für nicht zuständig.

Von Heiner Effern, Garmisch-Partenkirchen

Die Botschaften klingen für die beschauliche Fußgängerzone von Garmisch-Partenkirchen ungewöhnlich martialisch. "Rüstung tötet auch ohne Krieg" oder "bread not bombs" steht auf den Plakaten vor der Spielbank zu lesen. Die Organisatoren des G-7-Gipfels im nahen Hotel Schloss Elmau warben schon mehrmals für das Treffen der sieben mächtigen Staats- und Regierungschefs.

Seit Samstag sind auch die Gegner des Gipfels mit ihrem ersten Auftritt in der Region angekommen. Der Grund dafür liegt aber weniger in den weltpolitischen Botschaften als vielmehr im Ärger darüber, mit der Organisation der Proteste in Bayern gegen eine Wand zu laufen. Nach wie vor ist ungeklärt, wie und wo die mehreren tausend Demonstranten vor und während des Gipfels (7. und 8. Juni 2015) wohnen sollen.

"Vogel-Strauß-Politik des Innenministeriums"

"Die Vogel-Strauß-Politik des Innenministeriums und der Behörden ist gastfeindlich und wird zu chaotischen Zuständen führen", erklärt Miriam Scholtysik vom Aktionsbündnis Stop-G7-Elmau. Sie ist Mitglied in dem Arbeitskreis, der im Werdenfelser Land Camps als Unterkunft für die Demonstranten organisieren soll. Am Stand in Garmisch-Partenkirchen erklären ihre Mitstreiter allen Passanten geduldig, dass Gipfelgegner nicht automatisch mit Baseballschlägern herumliefen, um Garmisch-Partenkirchen zu verwüsten.

G-7-Gipfel in Elmau
:Freie Zimmer gesucht

Die Terminverschiebung des G-7-Gipfels kam plötzlich. Für Hotels, Touristeninformation und die Polizei bedeutet sie aber doppelte Arbeit - und mehr Kosten. Wie hoch, dazu schweigt man im Staatsministerium.

Von Sarah Kanning

"Manche haben dieses Bild, doch am Stand heute sind sie die Ausnahme", sagt Benjamin Ruß, Sprecher der Initiative Stoppt G 7 vor dem Info-Zelt in Garmisch. Während ein älterer Herr den Demonstranten in langer, zäher Diskussion erklärt, dass man keinen einzigen Polizisten bräuchte, wenn die G-7-Gegner nicht immer mit Steinen werfen würden, kommen tatsächlich fünf oder sechs Garmisch-Partenkirchner am Stand vorbei, die sich freundlich informieren. Begeistert von den kommenden Demonstrationen sind sie nicht, vom Gipfel an sich im Werdenfelser Land allerdings oft noch viel weniger.

Noch keine Zusage für ein Camp

Bleibt abzuwarten, ob der Infostand die Stimmung wenigstens bei einigen wenigen Grundstückseigentümern dreht. Bis zum Wochenende gab es keine einzige Zusage aus der Region. Auch die drei dem Elmauer Tal am nächsten gelegenen Gemeinden Krün, Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen erteilten allen Camp-Anfragen der Gegner schriftlich eine Absage. Entsprechende Grundstücke seien nicht verfügbar oder nicht im Eigentum der Gemeinde, heißt es in den Schreiben. Es seien auch keine Alternativstandorte bekannt, die für die Unterbringung einer großen Anzahl an Personen geeignet wären. Nicht nur dieser Satz kommt so deckungsgleich in allen drei Briefen vor, dass eine Absprache wahrscheinlich erscheint.

Das Innenministerium weist jede Einmischung in die Lokalpolitik zurück. "Wir sind nicht zuständig", sagte ein Sprecher von Minister Joachim Herrmann. "Dass wir uns um die Unterkünfte von Demonstranten kümmern, wäre eine interessante neue Variante." Herrmann hatte allerdings schon mehrmals erklärt, dass er von organisierten Camps für die Gipfelgegner nichts hält.

© SZ vom 19.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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