Füssen:Ludwig² vor neuem Ungemach

Musical 'Ludwig²'

Das jüngste Füssener Kini-Musical war viel erfolgreicher, als es viele erwartet hatten.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Dem Musical droht das Aus, weil das Festspielhaus pleite ist

Von Stefan Mayr, Füssen

Es ist schon wie verhext mit diesem Kini-Musical in Sichtweite zu Schloss Neuschwanstein. Erstmals seit dem allerersten Anlauf im Jahr 2000 hat das Musical um König Ludwig II. heuer schwarze Zahlen geschrieben. Erstmals hätten die Macher Lust und auch das nötige Geld, um ihre Produktion im kommenden Jahr ein zweites Mal auf die Bühne zu bringen. Doch auch diesmal ist das Projekt in Gefahr. Diesmal droht Ungemach von anderer Stelle: Am Mittwoch werden die Türen des Festspielhauses Füssen bis auf weiteres geschlossen, weil die Betreiberin "Musiktheater Füssen Besitz GmbH & Co. KG" insolvent ist. Wie geht es nun weiter mit dem prächtigen Festspielhaus am Ufer des Forggensees? Und wird das Musical, das nach drei gescheiterten Anläufen endlich erfolgreich über die Bühne ging, jemals noch einmal zu sehen sein?

"Wir würden schon sehr gerne weitermachen", sagt Produzent und Regisseur Bernhard Sahler, der sich für seine Vorstellungen im Festspielhaus eingemietet hatte. Sahler hatte die vierte Auferstehung des Märchenkönigs per Internet-Crowdfunding initiiert. Seine Erwartungen wurden in jeglicher Hinsicht übertroffen: "Wir hatten mit 20 000 Zuschauern gerechnet, um die schwarze Null zu schaffen", berichtet der Stuttgarter. "Es wurden 30 000 Zuschauer bei einer Auslastung von 75 Prozent." Nach jeder der 29 Vorstellungen applaudierten die Zuschauer laut Sahler im Stehen. "Diese Euphorie ist gar nicht erklärlich", sagt Sahler, "das muss einfach am König liegen und nicht unbedingt am Musical."

Sahlers Produktion Ludwig² bekam wohlwollende bis begeisterte Kritiken, vor allem Hauptdarsteller Matthias Stockinger, Musical-Star Uwe Kröger als Psychiater Dr. Gudden und Wagner-Tenor René Kollo mit Gastauftritten als Schattenmann lockten die Zuschauer an. "Viele Verträge basierten auf Erfolgsbeteiligung", sagt Benjamin Sahler, "es ist auf jeden Fall was übrig geblieben." Am Sonntag nach der Dernière feierten Sahler und sein Ensemble bis tief in die Nacht den Erfolg, den viele Beobachter nicht erwartet hatten. "Doch allzu rauschend war die Stimmung auf der Party nicht", betont Sahler. "Es ist schon eine sehr absurde Situation, dass trotz des größten Erfolgs seit zehn Jahren das Festspielhaus schließen muss." Die Freude der Künstler wurde durch das Schicksal der sieben angestellten Festspielhaus-Mitarbeiter getrübt, die von Mittwoch an auf der Straße stehen. Sahler hofft nun, dass der Münchner Insolvenzverwalter Marco Liebler schnellstmöglich einen Käufer für das Haus findet. In den anderen Monaten findet in dem Haus etwa nur einmal pro Woche eine Großveranstaltung statt. Das ist zu wenig, um die laufenden Kosten des Baus zu tragen.

"Das ist ein weltweit einmaliger Theater-Standort", sagt Sahler angesichts Architektur und Lage des Festspielhauses. "Aber ich persönlich bin überzeugt, dass so ein Haus mittelfristig nur schwierig ganz ohne öffentliche Förderung zu finanzieren ist." Er appelliert an den Freistaat sowie die Kommunen und Landkreise im Allgäu und schlägt eine Art Kulturstiftung vor. Mit deren Geld könne man in Füssen einen "Musical-Standort" etablieren, sagt Sahler. "Ich könnte mir hier Sommer Musical Festspiele vorstellen." Er spricht von einer Seebühne (ähnlich wie in Bregenz), die im Sommer durchgehend mit Musicals bespielt wird. Sahler: "Und bei schlechtem Wetter spielen wir auf der Bühne im Haus."

Unabhängig von den künstlerischen Visionen des Regisseurs verhandelt Insolvenzverwalter Marco Liebler derzeit mit einem potenziellen Käufer des Füssener Festspielhauses. Ziel sei es, das Objekt bis Ende September zu verkaufen. Sollte das nicht gelingen, drohe eine dauerhafte Schließung und die Zwangsversteigerung. Es gab bereits in der Vergangenheit immer wieder Kaufinteressenten. Sie wollten neben dem Festspielhaus ein Hotel errichten, um die Immobilie auf gesunde Beine zu stellen. Doch alle Verhandlungen scheiterten bislang an den hohen Preisforderungen der Eigentümer.

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