Füssen:Des Dramas nächster Akt

Festspielhaus Füssen

Das Festspielhaus in Füssen. Der neue Intendant möchte die 1350 Sitzplätze des Hauses möglichst oft besetzt sehen. Dafür hat eir ein buntes Programm entworfen.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Kaufinteressent des Festspielhauses fühlt sich diskriminiert

Von Johann Osel

So klingt Erleichterung. Es sei, sagte die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker, wie ein "vorgezogenes Weihnachtsgeschenk", dass "für das märchenhafte Festspielhaus Füssen eine so gute Lösung gefunden wurde - das würde unserem Kini gefallen!" Im Sommer hatten die Betreiber Insolvenzantrag gestellt für den Bau in Traumlage, am Ufer des Forggensees und in Sichtweite zum Schloss Neuschwanstein. Ende vergangener Woche teilte der Insolvenzverwalter, der Münchner Anwalt Marco Liebler, mit, dass das Objekt verkauft und gerettet ist. Es sollte der Schlussakt in dem Drama um das Theater sein, seit dessen Eröffnung vor anderthalb Jahrzehnten war allzu vieles schiefgelaufen. Drei Investoren haben das Haus nun erworben - und die Freude in der Region ist groß. Doch schon zeichnet sich erneut Ärger ab: Die Lens AG mit Sitz in Dortmund, ein Kaufinteressent, sieht sich in dem Verfahren "diskriminiert". Die Firma hat nach eigenen Angaben Beschwerde beim Amtsgericht Kempten eingereicht und auch die Staatsanwaltschaft Augsburg informiert.

Der Verkauf erfolgte laut Liebler im letzten Fenster des Insolvenzverfahrens. Ohne Einigung wäre buchstäblich "das Licht ausgegangen", da der Strom nicht mehr hätte bezahlt werden können. Das Käufer-Trio besteht aus den Unternehmern Jan Leuze aus Konstanz, Manfred Rietzler aus Marktoberdorf und dem Anwalt Henrik Mayer. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Man melde "erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit und ordentlichen Abwicklung" an, schreibt die Lens AG in einer noch unveröffentlichten Stellungnahme, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Das, was unter dem Motto "Kultur, Kunst und Entertainment" im Konzept der Käufer aufgeführt werde, "erinnert sehr stark an das Grundkonzept der Lens AG". Die Firma plante mit Investoren ein Modell aus Theater, Events, Ausstellungen, Gastronomie sowie ein Wellnesshotel, terminiert war eine Verdi-Oper noch in diesem Jahr.

"Mangelnde Kommunikation" durch Anwalt Liebler habe das beste Angebot sabotiert, so die gescheiterten Interessenten. "Von einem Mitwirken des Insolvenzverwalters an einem vernünftigen Abschluss des Insolvenzverfahrens war in den vergangenen vier Monaten nichts zu spüren. Anfragen, Vorschläge und Angebote blieben größtenteils unbeantwortet." Das lasse den Verdacht aufkommen, Liebler "störe sich am Investorenkreis der Lens AG, weil sich darunter auch Anleger aus den arabischen Emiraten befinden". Man bezweifle auch, ob wirklich ein Kaufvertrag abgeschlossen wurde oder nur eine Absichtserklärung. Zudem könnte am Ende doch noch ein Outlet-Center entstehen - dies favorisierte ursprünglich einer der Käufer, die Stadt Füssen verwarf dies allerdings.

Insolvenzverwalter Liebler sagte auf SZ-Anfrage, dass ein notarieller Kaufvertrag sehr wohl geschlossen worden sei. Zum Vorwurf der Diskriminierung will er sich nicht äußern, die Beschwerde beim Amtsgericht ist ihm unbekannt. Das Outlet-Center, das in Füssen über Monate Wirbel auslöste, sei vom Tisch, stellte wiederum Manfred Rietzler vom Käufer-Trio laut Medienberichten klar. In Bälde soll das Haus renoviert, dann ein Programm erdacht werden. Auch ein Ludwig-Stück ist denkbar, das Theater war Ende der Neunzigerjahre für ein Musical über König Ludwig II. gebaut worden. Im März könnte der Spielbetrieb starten - sofern das Füssen-Drama nicht noch juristisch weitergeht.

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