Die israelitische Kultusgemeinde Fürth protestiert gegen einen zeitweiligen Aushang eines örtlichen Restaurants, mit dem „israelische Bürger“ dort für nicht willkommen erklärt wurden. „So eine Ausgrenzung ist einfach beschämend und fürchterlich“, sagte die Vorsitzende Julia Tschekalina der Deutschen Presse-Agentur. Der Vorfall sei antisemitisch. Sie kündigte unter anderem an, eine Anzeige zu prüfen und den bayerischen Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle einschalten zu wollen.
Der Restaurantbetreiber bestätigte den Aushang auf dpa-Nachfrage – dieser sei aber nicht antisemitisch gewesen und habe auch keine Beleidigung sein sollen, sagte er. Man habe das Plakat, das nur im Inneren angebracht worden sei, auch nach zwei oder drei Stunden wieder entfernt.

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„Wir lieben alle Menschen, egal woher sie kommen. Wir glauben, dass die Kinder dieser Welt unter keinen Umständen angetastet werden sollten. Wir sind ein internationales Team. Wir gehören zur Zivilgesellschaft und werden daher nicht wie der Rest der Welt tatenlos zusehen. Deshalb haben wir uns entschieden, zu protestieren. Unser Protest hat keinen politischen, geschweige denn rassistischen Charakter“, hieß es in dem Aushang laut eines Fotos, das die israelitische Kultusgemeinde weitergab. Und dann: „Israelische Bürger sind in diesem Lokal nicht willkommen. Natürlich werden sie wieder willkommen sein, sobald sie sich entscheiden, ihre Augen, Ohren und Herzen zu öffnen.“
Tschekalina sagte, man könne natürlich das militärische Vorgehen der israelischen Regierung kritisieren, das machten die Israelis auch selbst. Bei dem Aushang handle es sich aber um die Ausgrenzung eines ganzen Volkes.
Auch der Antisemitismusbeauftragte Spaenle kritisierte den Vorfall als „unhaltbar und unerträglich“. Damit würden Erwachsene, Kinder und Jugendliche aus Israel dafür zur Verantwortung gezogen, „was die israelische Regierung beschließt und umsetzt“.
Spaenle machte noch einen ähnlichen Vorfall öffentlich: „Es ist unvorstellbar. Ein Musikalienhandel verlangt von einem israelischen Orchester eine Bewertung der Lage im Gazastreifen, um diesem einen Verstärker zu vermieten“, hieß es in einer Mitteilung. Das gleiche einer „öffentlichen Gewissensprüfung“. Das Musikgeschäft in Oberbayern vertritt damit nach Ansicht Spaenles die Ziele der antisemitischen Bewegung Boycott, Divestment and Sanctions (BDS). Er betonte: „Das ist eine Form von Antisemitismus.“

