Fürth:Rechte Sprüche im Polizeibus

"Kein Sex mit Zecken" oder "Good Night, left Side" - solche rechten Sprüche hat ein Passant in einem Polizeibus nach dem Relegationsspiel zwischen Greuther Fürth und dem HSV entdeckt. Nun wird gegen mehrere Polizisten ermittelt.

Von Olaf Przybilla, Bamberg/Fürth

Die bayerische Bereitschaftspolizei hat ein internes Ermittlungsverfahren gegen eine Gruppe von Polizisten eingeleitet, nachdem beim Relegationsspiel zwischen Fürth und dem HSV auf einer Polizeikiste Aufkleber mit rechtsradikalen Botschaften entdeckt worden waren. Man sei "bestürzt über den Vorfall" sagte Holger Baumbach, der Leiter des Präsidialbüros am Sitz der Bereitschaftspolizei in Bamberg. Ein Passant hatte bei dem Fußballspiel die Aufkleber in einem Polizeibus entdeckt und im Bild festgehalten. Zu lesen ist der Spruch "Anti-Antifa organisieren. Den Feind erkennen. Den Feind benennen" sowie "Kein Sex mit Zecken".

Auch die Parole Good Night, left Side - "Gute Nacht, linke Szene" - fand sich auf der Kiste, mit der Funkgeräte transportiert werden. Ins Visier der internen Ermittler ist nun eine Gruppe der Würzburger Bereitschaftspolizei geraten, dem Vernehmen nach handelt es sich um bis zu zehn Polizisten. Der Vorfall genieße im Präsidium "höchste Priorität", sagt Baumbach. Immerhin zeugten die Aufkleber von einer "rechten Gesinnung" und vermittelten eine "absolut verwerfliche Botschaft". Ob die Aufkleber möglicherweise auch strafrechtlich relevant sind, müsse erst geprüft werden. Die Konsequenzen für die Verantwortlichen könnten theoretisch von einem Verweis bis zur Entlassung aus dem Dienst reichen. Die Gruppe, einschließlich des Gruppenleiters, sei bisher nicht auffällig gewesen.

Material aus dem Internetversandhandel

Umso schwerer wiegt der Vorfall, weil das gefundene Material beim Versandhandel "Final Resistance" vertrieben wird. Dieser hat seinen Sitz im oberfränkischen Örtchen Oberprex, wo Rechtsextremisten in einem ehemaligen Gasthaus ein Schulungszentrum aufgebaut haben. In der Außenwirkung sei gerade dieses Detail "katastrophal - und zwar zu Recht", sagte der Polizeisprecher. Immerhin kämen die Unterstützungskommandos der Polizei nicht zuletzt auch bei politischen Kundgebungen zum Einsatz. In der Vergangenheit auch immer wieder in Oberprex, wenn dort Neonazis marschierten. Umso mehr sei bei den Polizisten "politische Neutralität und hohe Professionalität" gefordert.

Ruth Brenner, die Sprecherin des Fürther Bündnisses gegen Rechts, sprach von einem Skandal, der unweigerlich die Frage aufwerfe, ob sich Rechtsradikale in der Reihen der Polizei befänden. In Fürth kommt es immer wieder zu Konflikten mit Neonazis. Das Bündnis hatte sich der Vergangenheit wiederholt über die Einsatzkräfte beschwert, denen es fehlende Neutralität vorwarf. Die SPD verlangte am Dienstag einen Bericht über den Vorfall im Innenausschuss des Landtags.

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