Ein Busfahrer weiß seinen Weg. Und wenn er seinen Weg nicht weiß, dann gibt es immer noch das Navi. Mag man meinen. Das meint man so lange, bis man in einem Bus sitzt, aus dem Fenster schaut und da gar nicht das sieht, was man sonst so gewohnt ist auf der Busfahrt. In einem Stadtbus ohne Zeitdruck ist es beinahe erheiternd, wenn zum Beispiel der Fahrer der 100er-Linie nach seiner Schleife am Odeonsplatz in München kurz träumt und die Fahrt in die falsche Richtung fortsetzt; also in die Richtung, aus der er eben gekommen war.
In einem Fernbus kann die Unwissenheit des Busfahrers schon etwas anstrengender werden.
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So wird aus einer achtstündigen Fahrt von Mönchengladbach nach Berlin eine 14 Stunden lange Odyssee durch Nordrhein-Westfalen.
Fernbusse, so viel vorweg, sind großartig. Sie bringen Menschen für wenig Geld von München in alle Ecken der Republik und in angrenzende Länder. Es gibt freies Wlan, Reservierungen gibt es nicht, dafür für jeden einen Sitz. Für einen Kurztrip von München aus bietet sich an schönen, freien Sommertagen zum Beispiel der Bodensee an. Die einfache Fahrt nach Friedrichshafen etwa gibt es schon ab zehn Euro, sie dauert 2 Stunden und 20 Minuten, und meistens klappt das mit den Fahrten gut.
Nicht allerdings, wenn das Navi eines Doppeldeckers bei der Rückfahrt nach München streikt. Der Bus fuhr los, die Fahrgäste vertieften sich in ihre Lektüre, in ihr Smartphone, ihren Laptop (ohne Wlan allerdings, das funktionierte nicht) oder in ein Gespräch. Erst, als der große Bus im Schritttempo durch eine schmale 30er-Zone fuhr, wo doch langsam in autobahnhaftem Tempo Obstbäume und Wiesen am Fenster vorbeifliegen sollten, starrten die Fahrgäste verstört aus dem Fenster.
Die kleine Straße lag in Friedrichshafen. In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof, wo die Reise vor einer guten halben Stunde losgegangen war. Der Busfahrer war offenbar beim Versuch, einem Stau zu entkommen, im Kreis gefahren. Eine patente Schwäbin eilte nach vorne, um zu fragen, ob der Fahrer Hilfe benötigte. Wenig später, als er sich weiter hoffnungslos zu verfahren schien, schaltete sie ihr Smartphone-Navi ein, das fortan den Weg wies. Über die Landstraße ging es, bis der Bus bei Wangen auf die verstopfte Autobahn kam.
Die Fahrgäste fanden sich mit der Verspätung ab und wandten sich wieder ihren Beschäftigungen zu. Dann eine Durchsage - entschuldigt der Fahrer sich nun für sein Missgeschick? Oder erklärt er es? Weder noch: Seine Fahrzeit sei überschritten, sagte er. Man müsse nun bei der nächsten Raststätte eine Pause von einer halben Stunde einlegen.