Online-Tool für KircheninteressierteKonklave mit KI: Per Papst-O-Mat zum Pontifex

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Kardinal Luis Antonio Tagle , der frühere Erzbischof von Manila, zählt zu den Favoriten bei der Papstwahl – und zu den Kandidaten im Friedberger Papst-O-Mat.
Kardinal Luis Antonio Tagle , der frühere Erzbischof von Manila, zählt zu den Favoriten bei der Papstwahl – und zu den Kandidaten im Friedberger Papst-O-Mat. (Foto: Marco Iacobucci/IPA via ZUMA Press/dpa)

„Habemus papam“ wird es dieser Tage im Vatikan heißen. Online geht das allerdings schneller als in der Sixtinischen Kapelle: Eine Gemeinde in Friedberg hat ein Tool gebaut, mit dem jeder Nutzer sein eigenes kleines Konklave abhalten kann.

Von Nina von Hardenberg

Wir leben in unübersichtlichen Zeiten. Das gilt selbst für die Papstwahl, die mit noch mehr Unsicherheiten behaftet ist als früher schon. Der verstorbene Papst Franziskus hat derart viele neue Kardinäle ernannt, dass sich nun 133 statt wie vorgesehen 120 von ihnen in der Sixtinischen Kapelle tummeln, um einen Nachfolger zu wählen. Schlimmer noch: Viele von den Neuen lassen sich keinem klaren Lager zuordnen.

Macht also diesmal ein Reformer das Rennen, ein Konservativer oder gibt es gar einen reaktionären Papst? Der fromme Katholik kann da nur rätseln und beten. Neuerdings kann er sich immerhin in sein privates Online-Konklave flüchten und dort seinen persönlichen Favoriten küren. Der Künstlichen Intelligenz sei Dank.

Die Stadtpfarrei St. Jakob im schwäbischen Friedberg hat mithilfe von KI einen „Papst-O-Mat“ entwickelt, mit dem Papst-Fans anhand von 20 Thesen ihren Wunsch-Papst ermitteln können. Abgefragt wird etwa die Haltung zur kirchlichen Sexualmoral, zu synodalen Prozessen, zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen sowie zu Gleichberechtigung und Machtverteilung in der Kirche. Ähnlich wie beim Wahl-O-Mat kann man den Aussagen zustimmen, sie ablehnen, oder neutral bleiben. Und schon spuckt der Papst-O-Mat das individuell passende Kirchenoberhaupt aus.

So schnell, so einfach – fast mag man das Tool auch den Herren in der Sixtinischen Kapelle ans Herz legen. Aber Vorsicht: In Friedberg haben sie den Papst-O-Mat nur mit sechs in den Medien heiß gehandelten Kandidaten gefüttert, drei reformorientierten und drei konservativen. „Hochsubjektiv“ sei das natürlich, gibt Pater Steffen Brühl zu. Der Papst-O-Mat sei aber auch kein Orakel oder Wahlinstrument, sondern gedacht als Anstoß, um über kirchliche Themen nachzudenken und zu diskutieren. „Bitte nehmen Sie den Papst-O-Mat nicht zu ernst – bedienen Sie ihn mit einem Augenzwinkern“, schreibt Brühl vorsorglich auf der Internetseite seiner Gemeinde.

Wer aber wird jetzt Papst? Brühl hat die KI selbst getestet. Bei ihm lag der frühere Erzbischof von Manila, Luis Tagle, vorne, den man eine Zeit lang den asiatischen Franziskus nannte, weil er sich auch für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz einsetzt. Er habe sich den Mann daraufhin erst mal genauer im Internet angeschaut, sagt Brühl: „Wenn der es wird, bin ich zufrieden.“

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