Süddeutsche Zeitung

Zugverkehr:Geister-Lokomotive fährt brennend durch Oberbayern 

Lesezeit: 1 min

Es klingt wie in einem Katastrophenfilm: Eine brennende Lok wird gerade von der Feuerwehr gelöscht, als sie sich plötzlich allein in Bewegung setzt und auf Freilassing zufährt. Eine mehrere Kilometer andauernde Verfolgungsjagd beginnt.

Von Matthias Köpf, Freilassing

Eine lichterloh brennende Lok ist in der Nacht auf Freitag führerlos mehr als sechs Kilometer durch das Berchtesgadener Land gerollt und erst an einem Prellbock jenseits des Freilassinger Bahnhofs zum Stehen gekommen. Dort schließlich konnte die Feuerwehr, welche die brennende Lok über parallel zum Bahngleis verlaufende Straßen durch die Dunkelheit verfolgt hatte, die Flammen löschen.

Die Werkstattlok, eine Art Baumaschine für den Gleisbau und entsprechende Reparaturen, war ohne weitere Waggons und Passagiere unterwegs. Die beiden Fahrer konnten die Lok nach Angaben der Freilassinger Bundespolizei rechtzeitig verlassen, als sie gegen drei Uhr früh auf freier Strecke in der Nähe des Weilers Straß etwa sechs Kilometer westlich des Freilassinger Bahnhofs in Brand geriet. Die Feuerwehr hatte dort gerade mit dem Löschen begonnen, als sich das tonnenschwere Gerät auf der leicht abschüssigen Strecke plötzlich wieder in Bewegung setzte und mit wachsender Geschwindigkeit Richtung Freilassing rollte.

Wie das ebenfalls alarmierte Bayerische Rote Kreuz berichtet, informierte der Notfallmanager der Deutschen Bahn sofort seine Kollegen im Stellwerk über die führerlos auf Freilassing zurollende Lok. Diesen gelang es, die Weichen am Freilassinger Bahnhof mit seinen vergleichsweise vielen Gleisen so zu stellen, dass die Geisterfahrt am Prellbock eines Abstellgleises östlich des Bahnhofs endete - schon jenseits der Bundesstraße 20 und kurz vor der Grenze zum benachbarten Salzburg. Durch den Aufprall wurde der Prellbock verschoben, die Lok entgleiste laut Bundespolizei mit einigen Rädern, blieb aber stehen.

Für die Feuerwehrleute, welche die Lok verfolgt und weitere Kräfte hinzugezogen hatten, endete die Fahrt an einer ungünstigen Stelle. Die Gleise dort sind beidseitig von hohen Lärmschutzwänden umgeben, so dass die Brandstelle nur über eine Fußgängertreppe und eine schmale Tür erreichbar war. Erst nachdem die Oberleitung stromfrei und geerdet war, konnte die Feuerwehr auch eine Drehleiter in Stellung bringen und die Lok von oben löschen. Immerhin überqueren die Gleise an der Stelle einen Bach, aus dem die Feuerwehr ihr Löschwasser saugen konnte.

Der Großeinsatz von insgesamt fünf Feuerwehren und etlichen weiteren Rettungskräften endete erst gegen 9 Uhr früh, die wichtige Bahnlinie München-Salzburg ist zwischen Freilassing und der Grenze weiterhin komplett gesperrt. Die Ermittlungen zur Brand- und Unfallursache dauern nach Angaben der Bundespolizei an.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5736220
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.