Freilassing:Brandbrief an Kanzlerin Merkel

In einem Brandbrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel haben Freilassings Bürgermeister Josef Flatscher (CSU) und der gesamte Stadtrat ihren Unmut über die aktuelle Flüchtlingspolitik geäußert. Sie fordern die Bundesregierung in dem vierseitigen Schreiben auf, die kleine Grenzstadt im Berchtesgadener Land endlich zu entlasten. Die Hilfskräfte seien schon lange am Limit, betont Flatscher. Freilassing sei Mitte September von heute auf morgen zum Drehkreuz für die Flüchtlingseinreisen über Österreich nach Deutschland geworden. Fast 50 000 Menschen seien mittlerweile an der Grenze aufgefangen, kurzregistriert, versorgt und auf andere Bundesgebiete mit Sonderzügen verteilt worden. Die Freilassinger fordern deshalb, Grenzkontrollen und Flüchtlingstransporte von sofort an in Österreich vorzunehmen, etwa an den Bahnhöfen Linz und Salzburg.

Zurzeit begleitet die Grenzstadt mit 16 000 Einwohnern täglich etwa 1500 durchreisende Flüchtlinge, die innerhalb von 48 Stunden in Sonderzügen weiterreisen. Trotz der Aufenthaltszeit von wenigen Stunden müssen Bundespolizei, THW, Hilfsorganisationen, Ärzte und freiwillige Helfer in durchgehenden Schichtdiensten Tag und Nacht Hilfe leisten. Freilassing sei wegen der Grenzkontrollen und ihren Auswirkungen in seinen Grundfesten belastet, klagt der Stadtrat. Mittlerweile blieben viele Kunden aus, weil sie wegen der Kontrollen lange Rückstaus und Wartezeiten fürchteten.

"Unsere Stadt braucht wieder Normalität, heißt es in dem Brief an die Bundesregierung. "Ein freundlicher Flüchtlingsempfang darf nicht als Argument für das Ausbluten einer Stadt dienen." Sollte die Flüchtlingsversorgung in Freilassing in diesem Maß noch weiter anhalten, "wird unsere Stadt . . . dauerhaft zerstört."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: