Freie Wähler über Christian Ude:Lieber ein Kommunalpolitiker als ein CSUler

Sie könnten das Zünglein an der Waage sein: Ohne die Freien Wähler wird Christian Ude vermutlich keine Mehrheit im Freistaat zustandebringen. Bei der Wählervereinigung kann man sich eine Zusammenarbeit mit dem OB vorstellen - unter einer Bedingung.

Olaf Przybilla und Christian Vooren

Seit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude signalisiert hat, 2013 als Ministerpräsident kandidieren zu wollen, ist die SPD-Basis regelrecht euphorisiert. Freilich bräuchte Ude sicher nicht nur die Grünen zum Regieren, sondern auch die Freien Wähler (FW). Die sind vor allem auf dem Land stark und gelten als wertkonservativ. Stellt sich also die Frage, ob die Basis der Freien vom SPD-Kandidaten aus der Großstadt ebenso angetan ist - und ob sie eine mögliche "Sri-Lanka-Koalition" mit SPD und Grünen befürworten würde.

Beleuchtetes Maximilianeum in München, 2010, 2010

Christian Ude will Ministerpräsident werden - doch für die Mehrheit 2013 im Bayerischen Landtag wird der SPD-Politiker auch mit den Freien Wählern zusammenarbeiten müssen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Nürnberger FW-Chef Jürgen Horst Dörfler könnte sich mit Ude als Ministerpräsidenten durchaus anfreunden. Für einen "sehr profilierten Mann" hält er den Sozialdemokraten, als Regierungschef einer möglichen Koalition sei er fraglos geeignet. Andererseits hat Dörfler - "und viele in Franken" - mit Skepsis wahrgenommen, dass Ude sofort Forderungen an die eigene Partei gestellt hat, eine dritte Startbahn des Münchner Flughafens betreffend.

Das könnte das Problem sein bei vielen ländlich geprägten FW-Verbänden, sagt Dörfler: "Dass Ude nicht nur als Großstadt-Politiker wahrgenommen wird, sondern dezidiert als Münchner". Sollten die FW 2013 tatsächlich das Zünglein an der Waage spielen können, plädiert Dörfler aber eindeutig für einen Regierungswechsel: "Im Mittelpunkt muss stehen, die CSU abzulösen".

Ähnlich sieht das Werner Winter. Der Mittelfranke war bis 2008 stellvertretender FW-Landesvorsitzender, inzwischen ist er einfaches Mitglied, "wieder einer von der Basis", sagt er. Ude hält er für einen "sehr guten Mann". Was die Bereitschaft der FW-Basis betrifft, Ude als Ministerpräsidenten zu akzeptieren, sieht Winter wenig Probleme. "Hauptsache, es ist ein Wechsel", sagt Winter. Eine Sri-Lanka-Koalition, gemeinsam mit der SPD und den Grünen? "Wir können uns nur jenseits der CSU profilieren", ist sich Winter sicher. "Also: ein klares Ja."

So eindeutig will das die Landrätin von Kitzingen, Tamara Bischof (FW), nicht sehen. Zwar sei Ude "ein sehr aktiver und erfolgreicher Münchner Oberbürgermeister". Auf einen möglichen Wechsel zugunsten der SPD und der Grünen aber dürften sich die Freien Wähler keinesfalls festlegen, rät die Landrätin. Man müsse sich nach der Wahl genau anschauen, mit wem die FW ihre ureigensten Themen am besten durchsetzen können, vor allem die Stärkung des ländlichen Raumes. "Und da müsste sich ein Herr Ude noch sehr bewegen", sagt Bischof.

Keine Bedenken dieser Art hätte Bruno Altrichter (FW), Bürgermeister im unterfränkischen Bad Neustadt. Dass ein möglicher Ministerpräsident Ude "nur noch in den Kategorien von Metropolregionen" denke und handle, "das wüssten wir Freien Wähler schon zu verhindern". Im Gegenteil, sagt der Bürgermeister: "Ude halte ich nicht nur für einen herausragenden Kommunalpolitiker - er wäre auch ein sehr geeigneter Regierungschef."

Gerade weil die Freien Wähler aus der Kommunalpolitik hervorgegangen sind, könne ihnen ein ausgewiesener Kommunalpolitiker als Regierungschef nur nützen. Aber die wertkonservativen Freien Wähler in einer Koalition mit Rot-Grün? "Ich kann darin absolut keinen Hinderungsgrund erkennen", sagt er.

Das sieht auch Hans-Joachim Weirather, FW-Bezirksrat in Schwaben, so: "Die Idee Ude hat für mich auf jeden Fall Charme. Er steht für eine Politik, mit der ich was anfangen kann." Das liege auch daran, dass Ude ein Kommunalpolitiker ist. Eine Koalition mit Rot-Grün knüpft Weirather daher vor allem an eine Kandidatur Udes. Trotz aller Zuneigung bemüht er sich aber um Gelassenheit. "Das Thema ist hochinteressant, steht bei uns aber nicht auf der Agenda."

Für den FW-Ehrenvorsitzenden, Armin Grein, ist eines schon sicher: "Mit Ude gäbe es eine sehr gute Perspektive, die hybride Herrschaft der CSU zu brechen." Ude sei ein "klassischer Kommunaler", sagt Grein, das gefalle den Freien. "Und er ist immer als Mann der politischen Mitte in Erscheinung getreten."

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