Freie Wähler nach der Wahl:Aiwangers stolze Bilanz

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Fühlt sich als Sieger der Kommunalwahl: Hubert Aiwanger von den Freien Wählern (hier beim Politischen Aschermittwoch). (Foto: dpa)

Die Freien Wähler fühlen sich als eindeutige Sieger der Kommunalwahl. Tatsächlich haben sie der CSU auch manch empfindliche Niederlage zugefügt. An anderer Stelle aber haben sie sich nicht durchsetzen können.

Von Christian Sebald

Geht es nach Hubert Aiwanger, dann ist die Stichwahl um den Landratsposten im Landkreis Regensburg nur Formsache. "Des pack ma auf jeden Fall, da fehlen ja nur ein paar Prozent", sagt der Freie-Wähler-Chef. "In zwei Wochen, da stellen wir den Regensburger Landrat." So sehr man sich an Aiwangers kraftmeierische Auftritte gewöhnt hat, so erstaunlich sind sie immer wieder. Seine Lebensgefährtin Tanja Schweiger liegt im Rennen um den Regensburger Landratsposten nur 0,6 Prozentpunkte vor dem CSU-Mann Peter Aumer. In Stichwahlen haben aber schon oft sehr viel schlechter Platzierte den vermeintlichen Favoriten überrundet. Doch Zweifel sind Aiwangers Sache nicht - nicht für die Regensburger Stichwahl.

Die Freien Wähler fühlen sich als Sieger, als klare und eindeutige Sieger der Kommunalwahl. "Ich bin sehr zufrieden, wir haben uns überall verbessert", sagt Aiwanger mit dem ihm eigenen auftrumpfenden Unterton in der Stimme. "Wir stellen künftig mehr Landräte, Bürgermeister und Gemeinderäte als bisher." Tatsächlich haben die Freien Wähler Grund zur Freude. Sie haben ihre Position in jedem Fall gefestigt. Und sie haben der CSU manch empfindliche Niederlage zugefügt. So im Landkreis Landshut, wo ihr Kandidat Peter Dreier nach Jahren unangefochtener CSU-Regierung auf Anhieb Landrat wurde.

Wie Dreier wurden am Sonntag sechs weitere Freie-Wähler-Kandidaten direkt als Landräte gewählt, acht gelangten in die Stichwahl. Rechnet man ihre vier Landräte hinzu, die nicht zur Wahl standen, könnte Aiwangers Truppe bald bestenfalls 19 Landräte stellen, fünf mehr als derzeit. Auch bei den Land-Bürgermeistern sieht es gut aus. Zwar dürften Fälle wie in Bad Kötzting eher die Ausnahme sein. Dort deklassierte der FW-Kandidat den Amtsinhaber von der CSU mit 61 gegen 39 Prozent. "Wir haben nicht nur dort, sondern auch anderswo Bürgermeister hinzugewonnen", verkündet Aiwanger stolz, "wie auch Mandate in den Gemeinde- und den Kreisräten."

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Ganz anders sieht es in den Großstädten aus. Dort haben sich die Freien Wähler wieder nicht etablieren können. Im Gegenteil: In München, Nürnberg und Augsburg, aber auch in Erlangen, Fürth und anderswo dümpeln sie zwischen 2,2 und 3,5 Prozent herum. Und dort, wo sie stark waren, haben sie Federn gelassen, zum Teil massiv. In Ingolstadt, wo sie 2008 mehr als 15 Prozent einfuhren, holten sie nur noch knapp elf Prozent. Aiwanger ficht das nicht an. "Wir haben Fuß gefasst", sagt er jetzt. "Dort wo wir früher einen Stadtrat hatten, in München und Nürnberg, haben wir jetzt immerhin zwei."

Zumal ein weiteres Labsal ist, dass die Freien Wähler in der Landespolitik gut im Rennen sind. Auf zwölf Prozent kämen sie, wenn am Sonntag Landtagswahl wäre, hat Infratest Dimap für den Bayerischen Rundfunk ermittelt. Das wären drei Prozent mehr als bei der Landtagswahl 2013, als die Freien Wähler bei neun Prozent hängen blieben. Aiwanger hatte seinen Anhängern 15 Prozent prognostiziert. Dann scheiterten die Freien Wähler auch noch bei der Bundestagswahl. Vor allem in Franken verübelten sie ihrem Vorsitzenden das maue Abschneiden sehr. So sehr, dass sie darauf sannen, wie sie Aiwanger dazu bringen könnten, die kommunalen Wurzeln der Partei wieder in den Vordergrund zu stellen. Manch einer träumte sogar davon, einen starken Landrat als Co-Vorsitzenden zu installieren, damit Aiwanger nicht zu sehr abhebt.

Nach den guten Ergebnissen bei der Kommunalwahl sind diese Planspiele abgesagt. Selbst in Unterfranken grummeln sie kaum über ihren dominanten Chef. Womöglich ist die neue Eintracht aber bald wieder vorbei - etwa wenn Aiwangers Träume von einem Triumph bei der Europawahl platzen.

© SZ vom 18.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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