Sonderbarer Trend in den sozialen Medien:Ein Kopperer für die Gleichberechtigung

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Mit einem versehentlichen Bäuerchen haben die #burpingqueen-Kopperer nichts zu tun. (Foto: iofoto via imago-images.de/IMAGO/Panthermedia)

Ein altbekanntes männliches, akustisches Verhaltensmuster scheint auf Teile der weiblichen Bevölkerung abzufärben – in den sozialen Medien sind sie die #burpingqueens. Als Abwechslung wie auch als Merkmal der Gleichstellung ist das zu begrüßen.

Glosse von Hans Kratzer

Die Wertstoffhöfe in Niederbayern sind allesamt zu rühmen als großartige Stätten der Begegnung und des Miteinanders. Frei nach Goethe lässt sich festhalten: Dort bin ich Mensch, dort darf ichs sein! In dieser Gewissheit kurvte also am vergangenen Mittwoch eine junge Frau in einem Kombi in einem solchen Entsorgungsparadies herum und entsorgte allerlei Graffl in die jeweiligen Container. Als sie sich im Schatten eines randseitigen Großbehälters unbeobachtet fühlte, war sie so frei – das Fenster des Kombis stand offen – sich auch noch der in den Tiefen des Bauchraums angestauten Luft mit einem herzhaften Rülpser zu entledigen.

Der Ohrenzeuge, der das Gehörte hier protokolliert, hatte bis dato vor allem Mannsbilder erlebt, die ganz ungeniert saure Bierrülpser aufstoßen. In Niederbayern wird dieses Blähungsgemisch aus Luft und Gasen mit dem Begriff Kopperer umschrieben, was das Geschehen lautmalerisch recht gut wiedergibt.

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Früher soll es ganz normal gewesen sein, in der Öffentlichkeit zu rülpsen. Allgemein bekannt ist ja eine Sentenz, die fälschlicherweise dem der Derbheit nicht abgeneigten Martin Luther zugewiesen wird:  „Warum rülpset und furzet ihr nicht, hats euch nicht geschmacket?“ Ein öffentlich dargereichter Kopperer wurde damals als Zeichen der Zufriedenheit betrachtet. In China gilt das laute Aufstoßen beim Mahl heute noch als natürliche Geräuschkulisse.

Und überhaupt: Wer erinnert sich nicht an Roland den Furzer, der im 13. Jahrhundert als Hofnarr des englischen Königs Heinrich III. bei so manchem Empfang einen Furz (bumbulum) aufführen musste. Für seine flatulenzkünstlerischen Dienste, so heißt es im Lexikon, habe der gute Roland ein Landgut erhalten.

Heutzutage dominiert in Wirtshäusern und auf Fußballplätzen, was Körpergeräusche angeht, immer noch eine männliche Sinfonie an Kopperern in jeder Tonhöhe. Weibliche Rülpser sind deshalb als akustische Abwechslung wie auch als Merkmal der Gleichstellung höchst willkommen.

Eine Dame aus Köln namens Desirée ist mit ihren Rülps-Videos auf  Instagram und Tiktok bereits zum Star aufgestiegen. Obwohl sie weniger laut rülpst als die Amerikanerin Kimberly Winter, deren Kopperer eine Lautstärke von 107 Dezibel erreichen. Einmal so heißt es, sei diese aus einer Bar geschmissen worden, weil sie so laut gerülpst hat. Im Wertstoffhof wäre ihr das nicht passiert.

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