Prominenter NameWarum Franz-Josef Strauß die CSU verlässt

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Franz-Josef Strauß hat die CSU verlassen.
Franz-Josef Strauß hat die CSU verlassen. (Foto: Claus Schunk)

Ein Namensvetter des CSU-Übervaters kehrt der Partei den Rücken. Dabei hatte FJS ihm schon zur Taufe gratuliert.

Von Michael Morosow, Aying

Es kann sein, dass der im Jahr 1988 verstorbene ehemalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß am 15. April dieses Jahres in seiner letzten Ruhestätte in Rott am Inn aufgeschreckt wurde. An diesem Tag jedenfalls wurde in der CSU-Parteizentrale sein Name endgültig von der Mitgliederliste gestrichen. Er habe genug von den Christsozialen, begründet er seinen Schritt, das Parteibuch hinzuwerfen.

Wie, 36 Jahre nach seinem Ableben soll FJS die Nase voll gehabt haben von den Christsozialen, obwohl diese ihm doch heute noch huldigen wie einem König? Nein, hat er nicht. Das verrät ein kleiner Bindestrich zwischen Franz und Josef. Der große Strauß kam ohne ihn aus. Also kann es nur der Bindestrich-Strauß aus Aying gewesen sein. Und der hat wirklich genug von der CSU, vom Landes- und Kreisverband und insbesondere auch vom CSU-Ortsverband Aying.

Die Entscheidung kann ihm nicht leichtgefallen sein, hat er doch die Segnung der Schwarzen quasi im Taufbecken empfangen. Am 4. Juli 1986 geboren, erhielt er ein halbes Jahr darauf zur Taufe einen von FJS unterschriebenen Brief aus der Staatskanzlei: Der Ministerpräsident freue sich über die Namenswahl, seinem geplanten Besuch sei aber leider eine Russlandreise dazwischengekommen. Dem Schreiben lag eine FJS-Silbermünze bei, die er bis heute aufbewahrt hat.

FJS ein Kürzel wie Donnerhall – der 38-jährige Franz-Josef Strauß weiß vom Reiz seines Namens, auch wenn er mit diesem Pfund nicht allzu sehr wuchern konnte und wollte. CSU-Mitglied ist der Gemeindeangestellte seit September 2013, wobei zuvor von der CSU-Führung ein Anruf bei den Ayingern eingegangen war, ob der Antrag eine Verarschung sei. FJS junior ist fest verankert in der knapp 6000 Seelen zählenden Gemeinde mit 19 Ortsteilen, vier Vorwahlen und drei Kfz-Zeichen. Hier lebt er mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern in einem 1583 erbauten und damit ältesten Haus der Gemeinde.

Die Reform der Schuldenbremse findet er falsch

Allein deshalb sei ihm vor allem der Bruch mit seiner CSU-Fraktion im Gemeinderat schwergefallen. Aber die Entwicklungen hätten ihm keine andere Wahl gelassen. Strauß ist mit Entscheidungen der CSU-Fraktion im Bundestag als auch auf Kreis- und Ortsebene unzufrieden. Bei der Streichung der Schuldenbremse nach gegensätzlichen Ankündigungen im Wahlprogramm könne er nicht mitgehen. Und auch die Beibehaltung der Brandmauer gegen die AfD findet er falsch. Krawalle und Rechtsruck seien zwar nicht sein Niveau. Aber obwohl er sich von den Inhalten der AfD distanziere, hätte er es lieber gesehen, dass die Rechtspartei Regierungsverantwortung übernimmt, „damit die Wähler sehen, dass sie keine Lösungen hat“. Er habe Angst, dass die AfD in vier Jahren allein regieren werde.

Der örtliche CSU-Ortsverein habe einen entsprechenden Brandbrief an die CSU-Kreisgeschäftsstelle geschrieben, worauf der CSU-Kreisvorsitzende Florian Hahn stinksauer gewesen sein soll. Der erste und der dritte Bürgermeister hätten den Brandbrief nicht unterschrieben. Persönlich getroffen habe ihn die Reaktion Hahns auf seinen Parteiaustritt. Nämlich keine. „Er hätte wenigstens anrufen können und fragen, Franz, was ist los?“

Ein Kernpunkt seiner Kritik betrifft Entscheidungen des Gremiums bei Bauanträgen. Er wolle nicht ins Detail gehen, also kein Öl ins Feuer gießen, aber es falle schon auf, dass große Bauträger bei ihren Vorhaben unterstützt, den Einheimischen aber Knüppel zwischen die Beine geworfen würden. Das musste er loswerden und dafür nahm er in Kauf, dass ihn alte politische Weggefährten eine Weile nicht mehr grüßten. „Ich wurde rausgeboxt und gemieden“, erinnert sich der Nebenerwerbslandwirt. Inzwischen werde er wieder gegrüßt. Noch wichtiger: „Ich kann in den Spiegel schauen.“

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