Fränkische Fastnacht in Veitshöchheim:Die große Koalition der Narren

Im Faschingskostüm wollen die Politiker bei der Fränkischen Fastnacht zeigen, was wirklich in ihnen steckt - da geht ein Franz Maget bauchfrei und ein Markus Söder schwitzt im knuddeligen Eisbärenkostüm. Am Freitagabend ist es wieder soweit, das Rätselraten um die Kostüme hat bereits begonnen.

Katja Auer

Kinderpsychologen sagen ja, dass es sehr wichtig ist, sich an Fasching zu verkleiden. Das Kostüm muss auch nicht hübsch sein oder putzig, es darf ruhig mal was richtig Gemeines sein. Wegen der Rollen, die Kinder so erproben könnten. Bei Politikern ist es ja so ähnlich. Mit den Rollen. Das ganze Jahr müssen sie seriös sein, da kommt der Fasching genau richtig, um zu zeigen, wie witzig sie wirklich sind. Und damit das auch jeder mitkriegt, findet die große Maskerade bei der Fränkischen Fastnacht in Veitshöchheim statt.

Die Überraschung ist dabei ganz wichtig, es ist jedes Jahr eine große Geheimnistuerei, wer als was kommt. Nur der Ministerpräsident, der kommt einfach als Ministerpräsident. Was sollte er auch sonst sein wollen? Münchner Oberbürgermeister?

Mancher hatte ja in diesem Jahr schon vermutet, dass Finanzminister Markus Söder als Albrecht Dürer auflaufen würde. Wegen der ganzen Diskussion um das "Selbstbildnis im Pelzrock", das in München hängt und das Söder seiner Heimatstadt Nürnberg so gerne zur großen Dürer-Ausstellung vorbeigebracht hätte. Nicht ohne den entsprechenden Ruhm für diese Heldentat einzuheimsen. Nun, er geht aber nicht als Dürer, soviel ist herauszubekommen.

Es ist ohnehin mehr als fraglich, ob das Bild es noch in die Ausstellung schafft. Und die Idee war auch schon weg. Günther Beckstein hatte sie bereits 2004. Der frühere Innenminister und Ministerpräsident gilt als der kreativste unter den närrischen Politikern, er war schon Casanova, Martin Luther und die Patrona Bavariae. Und wirkt auch noch glaubhaft so, als habe er wirklich Spaß dabei. Was man von Markus Söder nicht behaupten kann.

Vielleicht hat er sich deswegen schon als Zauberer Gandalf maskiert, da braucht es einen Bart und einen seriösen Gesichtsausdruck, da ist kein Platz mehr für ein gequältes Lächeln. Aber selbst wer Söder noch nie besonders knuddelig gefunden hatte, konnte das im Fasching erleben. 2009 war das, da gab Söder Flocke und schwitzte im Eisbärenkostüm.

Und Sozialministerin Christine Haderthauer. Wollte die einmal ihre kindliche Seite rauslassen, einmal unbekümmert sein, bei allen beliebt? Sie verkleidete sich als Pippi Langstrumpf, das war ebenfalls 2009, aber erklärte das Kostüm auch gleich. "Die erste Frauenrechtlerin" sei Pippi Langstrumpf gewesen, sagte Haderthauer. Kein Platz für Kindheitsphantasien.

Pirat und Cowboy

Die Opposition lebt die dagegen regelmäßig aus. Als Indianer kam der damalige SPD-Fraktionschef Franz Maget schon, bemerkenswert bauchfrei übrigens, und als Pirat wollte er die Staatskanzlei auch schon entern.

Nun, es ist ihm bekanntlich nicht gelungen - und in welcher Verkleidung es sein Nachfolger als SPD-Spitzenkandidat, der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude, versuchen wird, ist noch nicht bekannt. Klar, ist ja auch geheim. Kostüme verleihen Macht, sagen die Kinderpsychologen. Wenn das kein Anreiz ist für die bayerische Opposition.

Innenminister Joachim Herrmann hat sie schon, die Macht, und so ruht er auch im Fasching ganz in sich und im Amt. Er kommt gerne als Cowboy nach Veitshöchheim. Oder als Sheriff. Oder als schwarzer Sheriff. Sehr spannend, für was er sich in diesem Jahr entscheiden wird.

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