Fotografie:Was vom Dorfleben übrigbleibt

Hans Prockl hat die Menschen in den Gemeinden Buchbach und Schwindegg fotografiert. Seine Arbeit erzählt nicht nur viel von der Gegenwart, sondern fragt auch nach der Zukunft.

Von Hans Kratzer

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Ob er jetzt spinne oder das wirklich ernst meine, wurde Hans Prockl oft gefragt. Der Fotograf und Dokumentarfilmer hat Menschen aus seiner Gemeinde porträtiert, wie sie ihrem Beruf nachgehen. Was auf den ersten Blick unspektakulär wirkt, ist auf den Zweiten eine Dokumentation dörflicher Gesellschaft, die in der Kunstgeschichte eine lange Tradition hat.

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Prockl zog nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit vor einigen Jahren in das kleine Dorf Wörth, das zwischen Buchbach und Schwindegg (Landkreis Mühldorf) liegt. Als Rentner wollte er die neu gewonnene Zeit nutzen und seiner künstlerischen Leidenschaft nachgehen. Mit dem neuen Fotoprojekt wollte er aber auch seine eigene Integration in die Dorfgemeinschaft fördern.

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Er fragte die Leute, mit denen er im Alltag zu tun hatte, ob sie sich von ihm fotografieren lassen würden. Sein Ziel war es die Gegenwart festzuhalten. In diesem Fall die Bevölkerung der Gemeinden Buchbach und Schwindegg im Jahr 2014.

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Es gab immer wieder solche Chronisten, deren Werk im Gedächtnis geblieben ist, deren Bilder uns heute zeigen, wie die Menschen früher gelebt und gearbeitet haben. Zum Beispiel Fotografen wie Sebastian Alt in Vilsbiburg oder Ferdinand Pöschl in Käufelkofen. Wer ihre Fotografien genau analysiert, blickt tief in die damalige Gesellschaft hinein, in ihre Zwänge, ihre Wünsche und in ihr Menschenbild.

mensch3 Hans Prockl

Quelle: Hans Prockl

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Prockl wurde primär von August Sander (1876-1964) inspiriert, einem der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. In seiner Serie "Menschen des 20. Jahrhunderts" zeichnete Sander einen Querschnitt der Gesellschaft der Weimarer Republik, vom Handwerker bis zum Künstler. Hans Prockl dokumentierte auf ähnliche Weise das Leben in seiner eigenen Umgebung.

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Ihm ging es aber nicht darum, die Idylle des Landlebens abzubilden, sondern die Menschen in ihrem Alltag zu dokumentieren, und zwar zu ihrem eigenen Nutzen. Herausgekommen ist eine Arbeit, die mit zunehmender Distanz einen immer größeren Wert gewinnen wird. Je mehr sich das Leben auf dem Dorf in Zukunft verändert, desto spannender wird Prockls fotografischer Rückblick für die kommenden Generationen.

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Dass man ihm einen roten Teppich auslegen würde, hat Prockl nicht erhofft. "Bei so einem Projekt darfst du nichts erwarten", sagt er. Erst einmal ging es darum, die Menschen zum Mitmachen zu bewegen. "Es ist nicht so, dass sie darauf warten, fotografiert zu werden. Sie reißen sich wirklich nicht darum, das ist ja schon wieder sympathisch", sagt Prockl. Manchmal erfuhr er abrupte Ablehnung, aber die meisten machten dann doch mit.

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Die Menschen standen ihm für einen Augenblick Modell, mitten im Alltag, bei der Arbeit in der Sägemühle, an der Kirchenorgel, am Schreibtisch im Rathaus oder wie hier in der Werkstatt der Schlossmeisterin. Es wird deutlich, welch ein Kontrastprogramm an Gesichtern ein Dorf immer noch bietet und welch eine Breite des Lebens.

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Immer wieder war zu spüren, dass sich Menschen nicht unvorbereitet ablichten lassen wollten. Zwei Damen wollten ihre Arbeitsschuhe ausziehen und schöne Halbschuhe überstreifen. Eine Bäuerin maßregelte ihren Mann: "Hättst scho was anders anziehen können!"

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Dabei ist es genau die nicht gestellte Szene aus dem Alltag, die Prockl so fasziniert. "Die Menschen leben im Augenblick", sagt er, "ihnen ist nicht bewusst, wie interessant es ist, den Moment des Vergehens einzufrieren." Solche Bilder heben die Fotografie über die Zeit hinaus. Und sie geben den Menschen Anerkennung, weiß Prockl. "Man nimmt sie wahr, das freut doch letztlich jeden Menschen."

Hans Prockl, Menschen aus der Region Buchbach-Schwindegg, Selbstverlag, 95 Seiten, 2015

© SZ.de/infu
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