Foto-Posse in Franken:CSU-Mann lässt Freien Wähler wegretuschieren

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Finden Sie den Unterschied: Auf dem Foto im Fränkischen Tag (oberes Bild) steht FW-Mann Glauber zwischen Minister Zeil (links) und CSU-Mann Nöth. Auf dem Bild in den Nordbayerischen Nachrichten klafft dort eine Lücke. Repro: Josef Hofbauer (Foto: N/A)

Ja, wo ist er denn? Ein CSU-Abgeordneter aus Franken hat seinen Gegenkandidaten von den Freien Wählern aus einem Foto wegretuschieren lassen - und das Bild an die Presse verschickt. Blöd nur, dass eine Zeitung einen eigenen Fotografen hingeschickt hatte.

Von Katja Auer

Die Landtagsabgeordnete Maria Noichl ist eine resolute Frau. Und sie ist bei der SPD, was im CSU-dominierten Oberbayern zumindest ungewöhnlich ist, und wohl deswegen scheint man sie bei Einladungen aller Art gelegentlich vergessen zu haben. Oder es war kein Spaten für sie da, wenn die CSU-Vertreter den ersten Stich für einen Radweg machen wollten. All so was. Also griff Maria Noichl zur Selbsthilfe, wie sie es einmal erzählte: Sie hatte fortan immer eine eigene Schaufel im Auto. Und stellte sich bei Fototerminen immer in die Mitte. Damit man sie nicht wegschneiden konnte. Ein Lehrstück für Oppositionsabgeordnete.

Demnach hat Thorsten Glauber eigentlich alles richtig gemacht. Der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler aus Forchheim stand mitten im Bild, er schaute zwischen dem Wirtschaftsminister und dem CSU-Abgeordneten hervor. Trotzdem ist er nur in einer der beiden Forchheimer Lokalzeitungen zu sehen. Auf dem Foto in den Nordbayerischen Nachrichten, das der CSU-Abgeordnete Eduard Nöth der Redaktion hatte zukommen lassen, ist zwischen ihm und Wirtschaftsminister Martin Zeil niemand zu sehen. Der CSU-Mann hat Glauber einfach wegretuschieren lassen.

Aber zunächst zur Vorgeschichte: Seit Jahren kämpfen sie in der oberfränkischen Stadt für einen zweiten S-Bahn-Halt im Norden, mit der Unterstützung von Politikern vieler Couleur. Um den Halt doch noch zu bekommen, sammelte eine Bürgerinitiative 7000 Unterschriften, mit denen die Vertreter dieser Tage nach München fuhren, um sie Zeil zu überreichen. Im Beisein der örtlichen Abgeordneten, wie es gängige Praxis ist. Der Fränkische Tag hatte eigens einen Fotografen mit ins Maximilianeum geschickt, die Nordbayerischen Nachrichten hatten darauf verzichtet und stattdessen mit den Mitarbeitern des Abgeordneten Nöth vereinbart, ein Foto zugesandt zu bekommen. Bei Lokalzeitungen gängige Praxis.

Als Thorsten Glauber tags darauf beide Zeitungen aufschlug, sei ihm "beinahe die Kaffeetasse aus der Hand gefallen", sagt er. Gleiches darf den Kollegen der Nordbayerischen Nachrichten unterstellt werden, die dann erst merkten, dass ihnen offenbar ein retuschiertes Foto untergejubelt worden war. "Wir konnten doch nicht ahnen, dass ein Bild manipuliert an uns geschickt wird", sagt Redaktionsleiter Georg Körfgen.

Der CSU-Abgeordnete Eduard Nöth will gar nicht abstreiten, dass er seinen Parlamentskollegen Glauber vom Bild entfernt hat. "Weil der sich hingedrückt hat, aber nichts mit der Aktion zu tun hatte", sagt Nöth. Dass genau dieses Bild dann an die Redaktion ging, sei allerdings ein Versehen gewesen. Den Journalisten habe er das Original schicken wollen, und schließlich habe er Glauber im dazugehörigen Text auch erwähnt. Das Glauber-freie Foto wiederum habe er auf seiner Homepage veröffentlichen wollen, denn da könne er schließlich einstellen, was er wolle. Oder eben nicht.

Nöth sagt, er habe sich bei den Nordbayerischen Nachrichten und bei Glauber entschuldigt. Glauber, der sich seinerseits für besagten S-Bahn-Stopp einsetzt, bestätigt, dass er eine Mail von Nöth erhalten habe. In Kopie allerdings, adressiert sei sie an die Redaktion gewesen.

Ob die Unterschriften nun etwas nützen, damit Forchheim doch noch einen zweiten S-Bahn-Halt bekommt, ist noch nicht raus. Aber wenn es klappt, dann wäre es doch schön, wenn Maria Noichl mit ihrem persönlichen Spaten den Grundstein legt. Mit Glauber und Nöth zusammen, versteht sich.

© SZ vom 23.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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