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Forstwirtschaft - Schliersee:Petition: Historisches Forsthaus Valepp nicht weggeben

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Schliersee (dpa/lby) - Die geplante Vergabe des historischen Forsthauses Valepp hinter Tegernsee und Schliersee über Erbbaurecht stößt bei Heimat- und Naturschutzverbänden auf Widerstand. Es sei "zweifelhaft, ob die Bayerischen Staatsforsten zu einer Veräußerung des Forsthauses im Erbbaurecht überhaupt befugt sind", teilten der Bund Naturschutz in Bayern, der Verein zum Schutz der Bergwelt und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege am Dienstag mit. Sie fordern in einer Petition an Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU), das Gebäude solle im Eigentum des Freistaates bleiben.

Die Staatsforsten hielten dagegen. "Grund und Boden bleiben beim Freistaat Bayern", betonte Jörg Meyer, Leiter des Forstbetriebs Schliersee. Die Entscheidung über die Vergabe liege beim Haushaltsausschuss des bayerischen Landtags.

Das gut 180 Jahre alte Gebäude mit über 6600 Quadratmetern Grund im Landkreis Miesbach steht seit 2014 leer. Es sei "in vielen Gesprächen" versucht worden, einen Pächter zu finden. Das habe aber nicht zum Erfolg geführt, sagte Meyer. Deshalb sei entschieden worden, die Immobilie über Erbbaurecht langfristig für mehr Planungssicherheit zu vergeben. Der Vertrag solle über mehrere Jahrzehnte laufen.

Die Entscheidung über die konkrete Vergabe sei aber noch nicht gefallen. Medien hatten spekuliert, dass sich unter anderem ein Gastronom sowie Torwart Manuel Neuer, der in der Gegend wohnt, dafür interessierten.

Meyer wies Befürchtungen der Verbände zurück, das Anwesen könnte einem zahlungskräftigen Investor überlassen werden, der es in ein Nobelrestaurant für ein exklusives Publikum umwandele. "Das ist nicht das Zielpublikum, das uns vorschwebt", sagte Meyer. "Das wird auch in dem Erbpachtvertrag festgehalten. Wir haben darin strenge Bedingungen für die Nutzung. Es muss ein naturverträgliches Gesamtkonzept geben - auch mit einem naturverträglichen Verkehrskonzept."

Die Verbände fordern eine traditionelle saisonale Bewirtschaftung für Gäste, die zu Fuß, per Rad oder Bus kommen. Die Valepp sei "ein landschaftlich und historisch einmaliges Juwel", zu dem auch das Forsthaus zähle.

"Wir teilen das Ziel, dass das Forsthaus eine Gaststätte mit regionaler Verwurzelung für Tagestouristen, Wanderer und Radfahrer sein soll - und keinesfalls eine Party-Lokation. Wir wollen keinen unangemessenen Trubel erzeugen", betonte Meyer von den Staatsforsten.

Eine Wiedereröffnung der ehemaligen Mautstraße von Spitzingsee zur Valepp für den Pkw-Verkehr, wie sie Verbände befürchten, sei keineswegs im Gespräch, im Gegenteil: Die Staatsforsten seien hier strikt dagegen. Die Parkplätze sollten auf ein Mindestmaß begrenzt werden. Nachgedacht werde über einen Shuttle-Bus. Zum Verkehrskonzept liefen noch Gespräche.

Das Forsthaus ist derzeit nur im Sommer über eine andere Mautstraße erreichbar. Es wurde 1841 zur Regentschaft von König Max II. als königlich-bayerisches Forsthaus errichtet. Nach Ende des königlichen Jagdbetriebs wurde es zum Gasthaus umgebaut.

© dpa-infocom, dpa:220301-99-335596/3

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