Maria 2.0:Eklat im Gottesdienst: "Raus hier, hier habt ihr nichts zu suchen"

Ein Pfarrer in Forst verbietet einer Frauenbund-Rednerin den Mund und bricht den Gottesdienst ab.

Von Olaf Przybilla, Forst

Eigentlich wollte Gabi Gressel vom katholischen Frauenbund etwas klarstellen im Gottesdienst der Gemeinde im unterfränkischen Forst (Kreis Schweinfurt). Es kam aber ganz anders. Der Pfarrer wollte offenbar nicht, dass die katholische Frauenbewegung etwas klarstellt. Am Vorabend von Maria Himmelfahrt schnappte er sich Gressels Redemanuskript, zerknüllte es und erklärte den Gottesdienst für beendet. Wer Gressel darauf anspricht, erlebt eine fassungslose Frau: "Eine Situation, wie ich sie in meinem Leben noch nicht erlebt habe."

Was Gressel hatte klarstellen wollen? Im Mai hatte der katholische Frauenbund eine Andacht zum Thema "Maria 2.0" auf die Beine gestellt. Man habe Maria als "Kämpferin für die Lehre ihres Sohnes" schildern und sie als ein Beispiel für heutige Frauen darstellen wollen, sagt sie. In der lokalen Presse wurde das auch alles richtig dargestellt. Es gab aber auch die Überschrift "Frauen holen Maria vom Sockel", die hatte für Irritationen gesorgt. Also hatte man das ausräumen wollen. Nur kam es dazu nicht. Was auch Rainer Gressel empört.

Pfarrer Andreas Heck habe nicht nur das Skript seiner Frau zerknüllt, berichtet er. Er habe auch zu "schreien" angefangen. Und zwar: "Raus hier, hier habt ihr nichts zu suchen." Woraufhin Gottesdienstbesucher auch zu schimpfen begonnen hätten. Nur habe sich der Frauenbund nicht vom Statement abhalten lassen. Daraufhin hätten Besucher den Gottesdienst verlassen, andere äußerten sich lautstark. Eine Situation "wie im Wirtshaus", will einer beobachtet haben. Der Pfarrer erklärte den Gottesdienst jedenfalls für beendet.

Auf die Frage einer Reporterin der Main Post, die zugegen war, warum er sich nicht angehört habe, was die Frauen zu sagen haben, wird der Pfarrer mit den Worten zitiert: "Da brauche ich nicht zuhören." Er sei empört, "dass die Mutter Gottes zu so einer Sache missbraucht" werde. Missbraucht? Die Frauenbund-Rede, die der SZ vorliegt, ist in behutsamem Ton gehalten. Die Frauen wollen, "dass sich die veraltete Struktur der Amtskirche" ändere. Sprachrohr möchte man sein für die "Frauen, die sich eine Erneuerung der Kirchenstrukturen" wünschten. "Ich bin in meinen Glaubensgrundlagen erschüttert", sagt Gabi Gressel. Ihre Mitstreiterinnen vom Frauenbund überlegten sich, die Ehrenämter niederzulegen.

Pfarrer Heck war am Freitag nicht für die SZ zu erreichen. Der Main Post sagte er, er habe sich vom Frauenbund "völlig überrumpelt" gefühlt und dadurch "nicht mehr weiter" gewusst. Würzburgs Generalvikar Thomas Keßler erklärte, das Bistum bedauere die Vorgänge. "In seiner emotionalen Erregung" habe Heck "unglücklich überreagiert". Für Maria 2.0 sei es wichtig, "dass beide Seiten einander zuhören".

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