Forschung - Bayreuth:Vorbild Köcherfliege: Forscher wollen Biokleber herstellen

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Bayreuth/Ceske Budejovice (dpa/lby) - Bayerische und tschechische Wissenschaftler untersuchen, ob man nach dem Vorbild eines Sekrets der Köcherfliegenlarve einen Biokleber herstellen kann. Der Kleber könnte vielleicht einmal in der Industrie, womöglich auch in der Medizin eingesetzt werden, wie Thomas Scheibel, Professor am Lehrstuhl Biomaterialien an der Universität Bayreuth, am Mittwoch erklärte. Die Universität kooperiert für das Projekt mit dem Biologiezentrum CAS im tschechischen Ceske Budejovice (Budweis).

Laut der Universität hat die Nachfrage nach biologisch abbaubaren, umweltfreundlichen Klebstoffen stark zugenommen, die industrielle Verwendung sei aber nicht in Sicht. Vielversprechend sind Larven von Köcherfliegen: Die scheiden hochwertige klebrige Sekrete aus, die wasserunlöslich sind und unter Wasser unterschiedliche Materialien verbinden können. Biologen in Tschechien sollen die von den Larven produzierten Proteine untersuchen. Materialforscher in Bayreuth wollen dann herausfinden, wie man diese biotechnologisch nachbauen kann, wie Scheibel erklärte. Dafür würden in der Regel Bakterien oder Hefepilze verwendet, die Produktion sei dann komplett tierfrei.

Für welche Materialien sich der Biokleber am besten eigne, wolle man im Laufe des Projekts herausfinden. "Wir sind da sehr offen, wir arbeiten in alle Richtungen", sagte Scheibel. Möglich seien Anwendungen etwa bei Metall, Glas und Keramik, aber auch als Gewebekleber in der Medizin. Wenn alles gut laufe und man gleich auf Anhieb die richtigen Sequenzen entdecke, könne bis November 2022 ein erster Kleber getestet werden. Das Projekt läuft laut der Universität bereits seit Juni. Die EU fördert es mit 676 200 Euro.

© dpa-infocom, dpa:210908-99-142576/2

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