Forderung der Gymnasiallehrer:Wiederbelebung des G 9

Gemeinsames Abitur für ganz Deutschland wird diskutiert

G 8-Abiturienten schreiben in Straubing Deutschprüfung. Gymnasiallehrer fordern nun die Rückkehr des G 9.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Verbandstagung der Gymnasiallehrer fordert die Rückkehr zur neunjährigen Schulzeit. Nun soll ein Konzept ausgearbeitet werden. Nach SZ-Informationen soll darin G 9 wieder zur Regelschule werden - zusätzlich könnte es Schnellläuferklassen geben.

Von Tina Baier

Die Gegenstimmen ließen sich an einer Hand abzählen: Fast einstimmig votierten die bayerischen Gymnasiallehrer auf einer Tagung des Philologenverbands jetzt überraschend für eine neunjährige Gymnasialzeit. "Wir sehen die Notwendigkeit, dass es einen neunjährigen Bildungsweg am Gymnasium geben muss", heißt es in dem Beschluss.

Eine Kommission soll ein Konzept erarbeiten, wie ein modernes G 9 funktionieren könnte. Dabei sollen die positiven Aspekte des G 8 wie etwa die zusätzlichen Intensivierungsstunden erhalten bleiben. "Die jetzigen Lösungen sind nicht befriedigend", sagte Verbandschef Max Schmidt. Seiner Ansicht nach bräuchte fast die Hälfte der Gymnasiasten mehr Zeit, um den Stoff des achtjährigen Gymnasiums zu bewältigen.

Das Flexijahr, also das Zusatzjahr, das Gymnasiasten der Mittelstufe seit diesem Schuljahr einschieben können, nähme aber im Schnitt nur ein Schüler pro Schule in Anspruch. "Offensichtlich erreichen wir damit nicht all jene, die eigentlich mehr Zeit bräuchten", betonte Schmidt. Ein Grund dafür ist seiner Ansicht nach, dass die Schüler nur ungern ihren Klassenverband freiwillig verlassen. Thomas Gehring, Bildungssprecher der Grünen, formulierte es drastischer: "Das Flexijahr wurde als freiwilliges Sitzenbleiben entlarvt", sagte er.

Die Philologen bemängeln außerdem seit langem, dass im G 8, in dem es anders als im alten G 9 keine Leistungskurse mehr gibt, die Förderung begabter Schüler zu kurz komme.

Freie Wähler fühlen sich bestätigt

Das neue Konzept könnte nach Informationen der Süddeutschen Zeitung so aussehen, dass das neunjährige Gymnasium wieder zur Regelschule wird und es außerdem sogenannte Schnellläuferklassen für Schüler gibt, die ihr Abitur schon nach acht Jahren ablegen möchten. Auf der nächsten Hauptversammlung der Philologen in einem Jahr könnte über das Konzept bereits abgestimmt werden.

Die Freien Wähler, die gerade Stimmen für ein Volksbegehren zur Wiedereinführung des G 9 sammeln, fühlen sich durch den Beschluss der Philologen bestätigt. "Wir wussten immer, dass es viele Gymnasiallehrer gibt, die mit dem G 8 unzufrieden sind", sagte Michael Piazolo, einer der Initiatoren des Volksbegehrens.

Die Freien Wähler hätten bereits 20.000 gültige Unterschriften gesammelt. Bis Januar wollen sie die 25.000 Unterschriften beisammen haben, die notwendig sind, um den Volksentscheid zu beantragen.

"Echte Watschn" für den Kultusminister

Der für die Philologentagung vorbereitete Antrag für eine neunjährige Gymnasialzeit enthielt ursprünglich einen Passus, wonach die Gymnasiallehrer das Volksbegehren der Freien Wähler ablehnen. Dieser Absatz wurde von den Delegierten dann demonstrativ gestrichen. "Das heißt aber nicht, dass wir uns dem Volksbegehren jetzt anschließen", sagte Schmidt.

Am Konzept der Freien Wähler stört die Gymnasiallehrer unter anderem, dass darin nicht mehr Unterrichtsstunden vorgesehen sind als im jetzigen G 8. Derzeit bekommen Gymnasiasten von der fünften bis zur zwölften Klasse 265 so genannte Jahreswochenstunden Unterricht. Früher im G 9 waren es bis zu 287. Einen Teil dieser Stunden hätten die Philologen gerne wieder zurück. Sie stört unter anderem, dass Deutsch und Mathematik in bestimmten Jahrgangsstufen nur noch drei Stunden pro Woche unterrichtet wird, was aus ihrer Sicht viel zu wenig ist.

Kultusminister Spaenle (CSU), der auf der Philologentagung eine Rede hielt, setzt dagegen weiter auf das Flexibilisierungsjahr. An 40 Prozent der Gymnasien werde dieses Angebot wahrgenommen. Für ein abschließendes Urteil sei es zu früh, da es das Angebot erst seit diesem Schuljahr gebe. "Ich halte das Flexibilisierungsjahr nach wie vor pädagogisch für die beste Lösung", sagte Spaenle.

Simone Strohmayr, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, wertet den Beschluss der Gymnasiallehrer dagegen als "echte Watschn" für den Kultusminister. "Hier gehen Spaenle die letzten Getreuen von der Fahne", sagte sie.

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