Die Rettungskräfte in Franken sahen sich am Wochenende vor eine besondere Herausforderung gestellt. Einerseits war bald erkennbar, dass der Regen den Süden des Freistaats deutlich heftiger trifft, Hilfskräfte aus verschiedenen nordbayerischen Regionen machten sich auf den Weg dorthin, um Hilfe zu leisten. Andererseits blieb auch Franken nicht von der Unwetterlage verschont. Besonders die Landkreise Kitzingen in Unterfranken und Lichtenfels in Oberfranken wurden von Starkregen heimgesucht. In beiden Kreisen entstand enormer Sachschaden.
Auf insgesamt 20 Millionen Euro schätzt ein Sprecher des Landratsamts Kitzingen die Schäden am unterfränkischen Main. Die Niederschläge in Stadt und Landkreis Kitzingen überfluteten nicht nur Straßen, ließen nicht allein Keller von Wohnhäusern und Firmen volllaufen. In Hohenfeld rutschte ein Hang ab, in der Stadt Kitzingen stand der komplette Neubau eines Kindergartens unter Wasser. Auch eine Person kam zu Schaden, in Obervolkach wurde ein Mensch infolge der Regenmassen leicht verletzt. Mithilfe der Einsatzkräfte sei es gelungen, dass „kein Mensch zu Tode gekommen ist“, resümiert Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) – ein Hinweis darauf, dass die Unwetterlage auch am Main alles andere als harmlos war. Kreisbrandrat Dirk Albrecht nennt es „fast ein Wunder“, dass niemand schwerer zu Schaden gekommen sei.
Der Landkreis am Main hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine Einsatzlage unterhalb des Katastrophenfalls ausgerufen und war von Einsatzkräften aus anderen Teilen Frankens unterstützt worden. Im Landkreis Kitzingen beteiligten sich mehr als 850 Personen an insgesamt 370 Einsätzen, im Normalfall wäre die Region so wohl zu einem größeren medialen Thema geworden. Angesichts der dramatischen Lage im Süden freilich geriet Kitzingen etwas aus dem Blickfeld. Bischof verspricht, alle Betroffenen nun „bestmöglich“ bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen.
Ähnlich war die Lage im Landkreis Lichtenfels. Dort waren am Wochenende 600 Rettungskräfte an insgesamt 460 Orten im Einsatz, besonders die Kreisstadt Lichtenfels sowie Bad Staffelstein wurden schwer getroffen. In den Dörfern Unnersdorf und Nedensdorf waren die Einsatzkräfte binnen 24 Stunden gleich zweimal im Einsatz, beide Male wurden die Ortskerne von Wasser überspült. „Mancher war gerade geduscht“, sagt ein Sprecher des Landkreises, „da musste er zum zweiten Starkregen-Einsatz“.
Eine Schadenshöhe wie in Kitzingen kann der Landkreis bislang nicht beziffern, es stehe aber außer Frage, dass es auch in Oberfranken um einen Millionenbetrag gehe. Bad Staffelsteins Bürgermeister Mario Schönwald spricht von „verheerenden Schäden“. Landrat Christian Meißner (CSU) weist darauf hin, dass die vom Kabinett bereits beschlossenen Soforthilfen für alle gelten, die von der Unwetterlage getroffen wurden, auch jene Regionen, die momentan nicht primär im Fokus der Medienöffentlichkeit stehen. Vorläufig werden den Geschädigten vom Landkreis und den betroffenen Städten als „kleine Geste“ die Kosten für Abfallcontainer erstattet.