Flughafen Hof-Plauen:170 Euro Steuergeld für jeden Passagier

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Teures Flugvergnügen: Der Freistaat will die wenig genutzte Flugverbindung von Hof nach Frankfurt am Leben erhalten - und investiert eine Million Steuergeld mehr als bisher.

O. Przybilla und M. Szymanski

Die Staatsregierung will den Regionalflughafen Hof-Plauen offenbar um keinen Preis sterben lassen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll abermals mit Subventionen in Millionenhöhe eine Fluglinie angelockt werden, die von Mai an die bislang einzige Flugverbindung von Hof nach Frankfurt bedient.

Nicht einmal 15.000 Passagiere nutzten 2010 den Flughafen Hof-Plauen. Trotzdem sollen die Linienflüge fortgesetzt und hoch subventioniert werden. (Foto: picture alliance/dpa)

Wegen fehlender Wirtschaftlichkeit hatte die Cirrus-Airline im Herbst vorzeitig den Vertrag zum 30. April gekündigt. Dabei wurde der Flughafenbetrieb bereits mit 2,9 Millionen Euro im Jahr vom Freistaat und den Kommunen am Leben gehalten. Jeden Fluggast in Hof subventioniert der Steuerzahler bislang schon mit mehr als 170 Euro. Statt den defizitären Betrieb einzustellen, ist die Staatsregierung offenbar bereit, noch tiefer in die Taschen zu greifen.

An diesem Freitag kommt in München eine Spitzenrunde unter Leitung von Ministerpräsident Horst Seehofer zusammen, an der auch die beiden noch in Frage kommenden Fluggesellschaften teilnehmen, die die Flüge künftig abwickeln wollen. Neben Cirrus-Airline, die sich trotz Kündigung wieder bewirbt, hat die in Emden ansässige Ostfriesische Lufttransport Gesellschaft OLT Interesse bekundet, regelmäßig von Hof aus Frankfurt anzufliegen.

Für beide Bewerber rechnet sich der Betrieb offenbar nur dann, wenn die Flughafengesellschaft ihnen finanziell entgegenkommt. Dies könnte unter anderem über Start- und Landegebühren erfolgen sowie über eine Beteiligung bei den Marketingmaßnahmen. Bereits Anfang April soll Seehofer in einem Gespräch mit Hofer Kommunalpolitikern versichert haben: "Die Linie nach Frankfurt wird in jedem Fall fortgeführt." Auch Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) sicherte zu, die neue Airline könne sich auf Staatshilfe "zu den bisherigen Konditionen" verlassen. Nach SZ-Informationen bessert die Staatsregierung gar deutlich nach: Mehr als eine Million Euro zusätzlich ist sie bereit, noch einmal bis 2013 auf den Tisch zu legen.

Kommune wirft Airline Schuld an roten Zahlen vor

Cirrus hatte im Oktober 2010 angekündigt, im Mai 2011 vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen zu wollen. Der durchschnittliche Ertrag pro Fluggast habe die Erwartungen des Unternehmens nicht erfüllt, hatte die Linie argumentiert. Kommunalpolitiker werfen der Linie vor, an den sinkenden Fluggast-Zahlen zum Teil selbst schuld gewesen zu sein. Vor allem im vergangenen Winter waren Flüge immer wieder kurzfristig abgesagt worden, unter anderem wegen "technischer Probleme". Cirrus habe "Schuld an der negativen Entwicklung mitgetragen", sagt der Hofer Landrat Bernd Hering (SPD). Im Jahr 2010 war die Anzahl der Fluggäste auf unter 15000 gefallen. Erst in den letzten sechs Wochen habe die Fluglinie den Flughafen "wieder ohne Ausfälle" bedient, erklärt Klaus-Jochen Weidner, der Geschäftsführer des Flughafens.

Wer den Zuschlag bekommt, sei "völlig offen", sagt Hofs Oberbürgermeister Harald Fichtner (CSU). Aufgrund der negativen Erfahrungen mit Cirrus gilt OLT als klarer Favorit bei Hofer Kommunalpolitikern. Die Linie ist allerdings im Gegensatz zu Cirrus bislang nicht Partner der Lufthansa. Für den Flughafen Hof ist dieser Verbund mit der Lufthansa wichtig, weil nur so internationale Flüge von Hof aus gebucht werden können, ohne dass Passagiere am Frankfurter Flughafen abermals die Sicherheitskontrollen durchlaufen müssen. Der OLT-Prokurist Reinhold Beekhuis sagt, im Falle eines Zuschlags sei die Linie binnen weniger Wochen bereit, den Flugbetrieb aufzunehmen. Es brauche Zeit, Flieger in Hof zu stationieren und Personal aufzubauen. Flughafenchef Weidner schätzt, der Flugbetrieb in Hof müsste für "mindestens vier Wochen" eingestellt werden, sollte OLT den Zuschlag bekommen.

© SZ vom 27.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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