Süddeutsche Zeitung

Flughafen:Freilassing soll vom Salzburger Fluglärm entlastet werden

  • Freilassing ist seit Jahrzehnten von Fluglärm betroffen.
  • Die meisten Flugzeuge, die am nahegelegenen Flughafen Salzburg starten oder Landen, fliegen über den bayerischen Grenzort.
  • Nun könnte es Zugeständnisse geben.

Von Matthias Köpf

Von der Grenze bis zum Aufsetzen sind es in der Horizontalen ungefähr drei Kilometer, und in der Vertikalen sind es meist keine dreihundert Meter. An manchen Wintersamstagen, wenn in den Skigebieten Bettenwechsel ist, donnert alle paar Minuten ein Charterflugzeug im Tiefflug über die oberbayerische Grenzstadt Freilassing hinweg.

Die Maschinen landen und starten jenseits der Saalach am "Salzburg Airport Wolfgang Amadeus Mozart". Der ist wie ganz Salzburg praktisch an drei Seiten von Bergen umgeben, die einzige gerade und hindernisfreie Einflugschneise liegt Richtung Norden - also über Freilassing. Dort klagen die Menschen seit Jahrzehnten über den Lärm. Jetzt hat ihnen die österreichische Seite kleinere Verbesserungen in Aussicht gestellt.

In Freilassing und Umgebung betont sogar der örtliche der Fluglärm-Schutzverband den hohen Wert des Airports für die gemeinsame Wirtschaftsregion. Doch die negativen Folgen des Flugverkehrs sehen die Freilassinger sehr ungleich verteilt. Und wem der Lärm selbst weniger ausmacht, der stört sich oft an dieser Ungerechtigkeit.

Denn Starts und Landungen wären in Salzburg durchaus auch über den Süden möglich. Das zeige sich gerade an den Wintersamstagen, wenn der prosperierende Provinzflughafen die vielen Starts und Landungen allein über den Norden gar nicht mehr bewältigen kann, heißt es in Freilassing.

Trotzdem wickelte der Flughafen von Januar bis März wieder 97 Prozent aller Landungen und 80 Prozent aller Starts im Linien- und Charterverkehr über den Norden ab. Diese Bilanz hat er soeben der Fluglärmkommission vorgelegt.

Dieses Gremium ist wegen der Grenznähe und des mehr als 40 Jahre alten Flughafen-Staatsvertrags nach deutschem Recht eingerichtet. 2014 kam auf österreichischer Seite ein "Bürgerbeirat" hinzu, in dem auch Vertreter der bayerischen Gemeinden sitzen.

Er soll die regelmäßig aufflammenden Streitigkeiten befrieden helfen - und nach der Vermutung der Freilassinger notfalls vor europäischen Gerichten als Beweis dienen, dass der Flughafen ja alles für den Lärmschutz tue. Denn 2013 hatte der damalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), in dessen Wahlkreis Freilassing liegt, entnervt eine Verordnung angedroht, um die Flugbewegungen im deutschen Luftraum zu begrenzen.

Über das Entwurfsstadium ist die Verordnung angesichts drohender internationaler Verwicklungen noch nicht hinausgekommen, doch nun hat die österreichische Flugsicherung Austro Control einige Zugeständnisse angekündigt. Laut einem vom Bürgerbeirat mitentwickelten 14-Punkte-Plan könnten die Maschinen beim Start über Freilassing künftig etwas früher abdrehen.

Außerdem sollen die Vorschriften für den sogenannten Tauern-Anflug von Süden her gelockert werden. Freilassings Bürgermeister Josef Flatscher fordert nun die baldige und vollständige Umsetzung aller 14 Punkte. Viele davon sind allerdings bisher bloße Vorschläge. Und von diesen will die deutsche Seite die meisten längst selbst gemacht haben.

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SZ vom 22.04.2016/axi
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