Süddeutsche Zeitung

Flüchtlingsprotest in Würzburg:Lippen offen zum Dialog

Wochenlang hatten sie die Lippen zugenäht, jetzt entschärfen iranische Flüchtlinge in Würzburg ihren Protest. Nur einer der Männer bleibt im Hungerstreik.

110 Tage lang haben iranische Flüchtlinge in der Würzburger Innenstadt für ihre Anerkennung als politisch Verfolgte und gegen die Massenunterbringung von Asylbewerbern demonstriert. Zwischenzeitlich hatten einige von ihnen sich den Mund zugenäht. Jetzt haben sie ihre Lippen wieder geöffnet. Sie entschärfen so die Kontroverse, die sie durch ihre Aktion hervorgerufen hatte. Zuletzt hatten sich Würzburger Gerichte mit dem Protest beschäftigt.

Nun haben die Männer ihre Lippen wieder geöffnet, fast alle haben auch den Hungerstreik beendet. Sie reagierten damit auf die Bearbeitung ihrer Verfahren durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die meisten sind mittlerweile als politisch Verfolgte anerkannt. "Wir senden damit ein Zeichen an alle, die uns für unsere Aktion kritisiert haben und fordern alle unsere Kritiker auf, nun endlich mit uns in den Dialog über eine Verbesserung des Asylrechts zugunsten der Flüchtlinge einzutreten", erklärten die Asylbewerber in einer Pressemitteilung.

Nur ein Flüchtling hat noch keine Rückmeldung vom Amt bekommen und nimmt weiterhin keine feste Nahrung zu sich. Der Protest hat sich zudem schon auf andere bayerische Städte ausgeweitet. Auch in Bamberg und Aub (Landkreis Würzburg) haben Demonstranten ihre Zelte aufgeschlagen, melden die Stadtverwaltungen und die Polizei.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1404666
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/dapd/naun
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.