Flüchtlingspolitik:Enttäuschung über Koalitionsvertrag

Asylhelfer haben sich von FW mehr Unterstützung erhofft

Von Dietrich Mittler, Bamberg

Bei Bayerns Asylhelfern sinkt die Hoffnung, dass unter der neuen Staatsregierung in der Asylpolitik ein Kurswechsel eintritt. Zwar heißt es im Koalitionsvertrag zwischen CSU und Freien Wählern, die Asylhelferkreise seien wichtige Ansprechpartner. Doch gerade in jenem Punkt, der den Helferkreisen wichtig ist - eine Verbesserung der Zugangsbedingungen bezüglich Arbeits- und Ausbildungserlaubnis für die Flüchtlinge -, blieben die Forderungen der Helfer ohne Wirkung. "Für uns geht es so weiter, als wenn die CSU bei der Landtagswahl nicht an Zustimmung verloren hätte", sagte am Dienstag Julia von Seiche-Nordenheim, eine der Organisatorinnen des Ostbayerischen Asylgipfels.

Gleiches Bild in Bamberg: Riccardo Schreck vom Netzwerk Bildung und Asyl setzt sich mit dafür ein, dass vier Asylbewerber in Bamberg die angestrebte Ausbildung im Pflegebereich anfangen können. Immerhin, so sagt er, habe doch Innenminister Joachim Herrmann (CSU) verbesserte Integrationsmöglichkeiten im Bereich Pflege verkündet. Auch stehe im neuen Koalitionsvertrag wörtlich: "Wer sich etwa zur Pflegefachkraft ausbilden lässt, hat eine Chance auf ein Bleiberecht in Bayern." Julia von Seiche-Nordenheim will darauf allerdings nicht bauen. "Vielen der Ausländerbehörden und Landratsämtern in Bayern ist selbst Innenminister Herrmanns Äußerung gar nicht bekannt", sagt sie.

Die Asylbewerber, für die sich Schreck mit einsetzt, seien, wie er sagt "gut integriert, schon seit Jahren hier". Sie hätten Mittelschulabschlüsse und allesamt einen Ausbildungsvertrag der Diakonie Bamberg. Dennoch, die letztlich entscheidende Ausbildungserlaubnis wird ihnen nach wie vor verweigert, wie Schreck betonte. Seiche-Nordenheim glaubt, dass Asylbewerber - insbesondere jene aus Afghanistan - in Zukunft nur dann eine Chance haben, in Mangelberufen wie der Pflege unterzukommen, wenn die sie unterstützenden Helfer hartnäckig an der Sache dranbleiben. Auch die neue Koalition gehe davon aus, dass hier von Fall zu Fall entschieden wird. Jost Herrmann, bekannt als Mitorganisator des oberbayerischen Asylgipfels, ruft indes zu Optimismus auf: "Wir hatten uns mehr erhofft, aber die Tür ist nicht völlig zugeschlagen."

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