Nürnberg:Regierung stellt Zelt für 200 Asylbewerber auf

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1400 statt 650 Menschen: Die Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Zirndorf ist völlig überlastet. Nun werden Zelte für 200 Flüchtlinge in Nürnberg aufgestellt. Doch auch bei der Stadt weiß man: "Eine menschenwürdige Unterbringung ist das nicht."

Wegen der Überfüllung der Zirndorfer Asylbewerbereinrichtung bringt die Regierung von Mittelfranken etwa 200 Flüchtlinge vorübergehend in Zelten in Nürnberg unter. Das erste Festzelt für 100 Menschen wurde bereits im Süden der Stadt aufgestellt. Wie Regierungssprecher Michael Münchow am Donnerstag sagte, sollen hier vom kommenden Dienstag an Asylbewerber schlafen.

Ein zweites Zelt mit der gleichen Kapazität soll an diesem Freitag westlich der Innenstadt errichtet werden. Hier könnten voraussichtlich von diesem Samstag an Flüchtlinge untergebracht werden. Die Regierung hat sich für diese Notmaßnahme entschieden, weil die Zirndorfer Erstaufnahmeeinrichtung seit Tagen vollkommen überfüllt ist. Etwa 1400 Menschen leben auf einem Gelände, das nur für 650 ausgelegt ist.

Nach dem Masern-bedingten Aufnahmestopp in der Münchner Einrichtung wurden alle in Bayern ankommenden Flüchtlinge nach Mittelfranken umgeleitet. Seit Mittwoch sollen auch in Zirndorf keine Menschen mehr aufgenommen werden. Die Einrichtung in Mittelfranken sei jedoch weiter für Asylbewerber aus etwa 40 Ländern zuständig, sagte Münchow. Dazu zählten auch die Ukraine, Weißrussland und Kasachstan - also Länder, aus denen derzeit viele Menschen fliehen.

Flüchtlinge in Bayern
:Aufnahmestopp auch für Zirndorf

Für die Münchner Bayernkaserne wurde wegen eines Masern-Ausbruchs ein Aufnahmestopp verhängt. Nun nimmt auch die Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf keine Flüchtlinge mehr auf. Allerdings aus anderen Gründen.

"Wir müssen zudem weiter Asylbewerber aufnehmen, die selbstständig nach Bayern gekommen sind oder die von der Polizei zu uns gebracht werden." Diese Menschen müssten bis zu drei Tage in Mittelfranken untergebracht werden, bevor sie weitergeleitet werden können." Münchow betonte: "Und auch der Aufnahmestopp wird nicht anhalten. Die Lage wird sich daher nicht schnell entspannen."

Daher suche die Bezirksregierung nach "möglichst sinnvollen" anderen Unterbringungsmöglichkeiten wie etwa Hallen, damit die Flüchtlinge "so kurz als möglich" in den Zelten bleiben müssen. Zunächst müsse jedoch die überfüllte Einrichtung in Zirndorf etwas leerer werden.

"Eine menschenwürdige Unterbringung ist das nicht"

Das erste weiße Festzelt mit Holzboden in Nürnberg wurde auf einem ehemaligen MAN-Gelände im Süden der Stadt aufgestellt. Ein Unternehmer hatte das Grundstück zur Verfügung gestellt. Das Bayerische Rote Kreuz stellt 100 Betten darin auf. Es werde beheizt und als Sanitäranlagen würden mobile Toiletten und Duschcontainer aufgestellt. Auch für Essen und Trinken für die Asylbewerber sei gesorgt.

"Eine menschenwürdige Unterbringung ist das jedoch nicht", sagte der Leiter des Nürnberger Sozialamtes, Dieter Maly. Ähnlich hatte sich Mittelfrankens Regierungspräsident Thomas Bauer in den Nürnberger Nachrichten geäußert: "Das ist eines europäischen Landes nicht würdig, wie wir mit Asylbewerbern umgehen."

Das zweite Zelt wird auf dem Gelände einer Sportanlage aufgestellt. Dort gibt es zumindest stationäre Toiletten und Duschen. Die Zelte könnten jedoch höchstens bis Mitte Oktober in Betrieb sein. "Dann wird es zu kalt", sagte Maly. Daher müsse die Regierung sich bemühen, die Menschen aus den Zelten als erste in andere Unterkünfte weiterzuleiten. "Eigentlich bräuchten wir so eine Art Flüchtlingsdörfer in Deutschland", sagte Maly. Denn der starke Zustrom von Asylbewerbern werde weiterhin nicht abreißen.

© SZ.de/dpa/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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