Flächenfraß:Täglich werden 20 Fußballfelder Natur zerstört

Bayerischzell: Skigebiet SUDELFELD

Auch in die Bergwelt dringt der Mensch immer weiter vor, wie hier im Skigebiet Sudelfeld.

(Foto: Johannes Simon)

Neue Gewerbegebiete und die Erschließung der Alpen treiben den Flächenfraß in Bayern voran.

Der gigantische Flächenfraß und die ungebremste Erschließung freier Landschaften für Großprojekte sind für den Bund Naturschutz (BN) die größte umweltpolitische Herausforderung im Jahr 2017. "Die Erleichterungen für Bau- und Gewerbegebiete auf der grünen Wiese, welche die Staatsregierung plant, und die Aufrüstung der Alpen mit Skischaukeln und Schneekanonen sind ein teurer Irrweg, den wir unbedingt stoppen wollen", sagte der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner am Dienstag in Nürnberg. Dabei hofft die Naturschutzorganisation sogar auf eine Allianz mit dem Bauernverband, mit dem sie für gewöhnlich wenig verbindet.

Aktuell beträgt der Flächenfraß in Bayern 13,1 Hektar oder knapp 20 Fußballfelder am Tag. Dass der Wert auf den ersten Blick deutlich geringer ist als in den Vorjahren, liegt nur daran, dass man die Berechnungsmethode des Flächenfraßes geändert hat. Nach der alten Methodik dürfte er etwa 19 Hektar am Tag umfassen und damit deutlich in Richtung des bisherigen Höchststandes von 21 Hektar am Tag gehen.

Damit aber nicht genug. Staatsregierung und Landtags-CSU planen Lockerungen im Landesentwicklungsprogramm, die den Flächenfraß nach Mergners Überzeugung ankurbeln werden. Dazu zählt der BN-Mann in erster Linie die Absicht, Gewerbegebiete an Autobahnabfahrten und entlang von Bundesstraßen auch dann zu ermöglichen, wenn sie keine Verbindung zu einem Ort haben. "Was das auslösen wird, kann man bereits in den Landkreisen Nürnberger Land und Neumarkt/Oberpfalz besichtigen", sagt Mergner. "Die Landkreise fordern ganz offiziell eine neue Anschlussstelle an der A 6, nur damit sie dort ein Gewerbegebiet einrichten können."

Die Anschlussstelle soll zwischen den nur 15 Kilometer voneinander entfernt liegenden A-6-Abfahrten Altdorf und Alfeld eingerichtet werden. Auch die Änderung des Alpenplans für die umstrittene Skischaukel am Riedberger Horn ist für Mergner ein Präzedenzfall, der ähnliche Projekte zur Folge haben und den Flächenfraß in den bayerischen Alpen beschleunigen wird. "Wir werden solche Sündenfälle nicht zulassen", sagte Mergner. "Früher war die bayerische Landesplanung mit ihrer Verpflichtung auf das Gemeinwohl Vorbild für andere Bundesländer. Inzwischen fühlt sich die Staatsregierung nur noch den Interessen der Wirtschaft und der Lokalpolitiker verpflichtet, die nicht über ihren Tellerrand hinaussehen."

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