Finanzen - München:Erzbistum München muss sparen: Kirchenschließungen kein Tabu

Bayern
Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, kommt zu einer Pressekonferenz. Foto: Sven Hoppe/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

München (dpa/lby) - Das Erzbistum München und Freising muss sparen und zieht darum auch die Schließung von Kirchen in Betracht. "Es darf keine Tabus geben", sagte Generalvikar Christoph Klingan am Donnerstag in München. Das Bistum müsse prüfen, "ob wir überhaupt alle Kirchen halten können". Unter Umständen komme auch eine Mischnutzung für Gottesdienste und andere Veranstaltungen infrage.

Im Bistum läuft seit einiger Zeit ein Strategieprozess, an dessen Ende die Frage beantwortet werden soll, was die Diözese sich künftig noch leisten kann - und was nicht mehr.

Die hohe Zahl der Kirchenaustritte und die dadurch fehlenden Einnahmen aus Kirchensteuern setzen der katholischen Kirche inzwischen zu. Die Prognosen für die kommenden Jahre sind einigermaßen düster. Das Erzbistum München erwartet für das laufende Jahr 2021 ein Minus von mehr als zwölf Millionen Euro. Es wäre das zweite Minus in Folge. Die Diözese muss auf Rücklagen zurückgreifen, um die fehlenden Einnahmen auszugleichen.

Für das laufende Jahr geht das Bistum von Kirchensteuereinnahmen von gut 615 Millionen Euro aus. Das wären rund 32 Millionen weniger als 2020. Im Jahr 2019 waren es noch 665 Millionen. Insgesamt wird die Diözese den Prognosen zufolge in diesem Jahr rund 849 Millionen Euro ausgeben müssen - das meiste davon für Personalkosten - aber nur 824 Millionen einnehmen. Und das obwohl die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise laut Klingan bislang glimpflicher ausgefallen sind als befürchtet.

Das Erzbistum gilt als eines der reichsten in Deutschland, hat aber - wie alle anderen Diözesen auch - mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen, weil diese auch ein Minus an Kirchensteuern bedeuten.

Im Bistum Augsburg gingen die Einnahmen aus Kirchensteuern im vergangenen Jahr auf 362,5 Millionen Euro zurück. Das waren knapp 20 Millionen weniger als 2019. "Ein deutlicher Rückgang war vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zu erwarten gewesen, zumal die Höhe des allgemein gesunkenen Einkommensteueraufkommens, von dem die Kirchensteuer direkt abhängt, die Finanzierung des Wirkens des Bistums ausschlaggebend erschwert", teilte das Bistum Anfang des Monats mit. Die Einnahmen aus Kirchensteuern machten 86,2 Prozent der Einnahmen der Diözese aus.

Die Einnahmen aus Kirchensteuern sanken in der Corona-Krise vor allem deshalb, weil mehr Menschen in Kurzarbeit gegangen oder sogar arbeitslos geworden sind und deshalb keine Kirchensteuer mehr zahlen.

© dpa-infocom, dpa:210708-99-306838/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: