Therme in Fichtelberg:Der Bäderkönig muss zahlen

Brandruine Thermalbad Fichtelberg

Die Ruine der Therme ist mittlerweile beseitigt. Wann sie neu gebaut wird, ist offen.

(Foto: David Ebener/dpa)
  • Die Gemeinde Fichtelberg in Oberfranken hat den lange währenden Gerichtsstreit mit einem Thermenbetreiber gewonnen. Heinz Steinhart muss der Kommune etwa 950 000 Euro zahlen.
  • Seit Jahren gibt es rund um das 2012 abgebrannte Thermalbad in Fichtelberg juristische Auseinandersetzungen:
  • Die Kommune hatte Darlehensraten sowie Personal- und Verwaltungskosten von Steinhart zurückgefordert. Der Unternehmer dagegen forderte Schadenersatz von der Gemeinde.

Von Katja Auer, Bamberg/Fichtelberg

Es ist jetzt bald drei Jahre her, dass die Gäste am Abend des 12. Mai in Badeschlappen aus der Therme in Fichtelberg geflohen sind. Lichterloh brannte das Bad, glücklicherweise ist niemand zu Schaden gekommen. Der Ort im Landkreis Bayreuth allerdings schon, der für sich im Internet als "Urlaubsziel für das ganze Jahr" wirbt. Es gibt einen See, ein Besucherbergwerk und im Winter ist es nicht weit zum Skigebiet am Ochsenkopf.

Dennoch kamen nach dem Brand 30 000 Besucher weniger pro Jahr nach Fichtelberg. Zudem lähmte das Dorf ein Streit zwischen Thermenbetreiber Heinz Steinhart und der Gemeinde, angeführt vom damaligen Bürgermeister José-Ricardo Castro Riemenschneider. Es ging um die Frage, ob die Therme wiederaufgebaut werden sollte, und vor allem ging es um viel Geld. Jeder forderte vom anderen Wiedergutmachung.

Kommune soll knapp eine Million Euro erhalten

Bis vor das Oberlandesgericht Bamberg zogen die Parteien und das hat nun abschließend entschieden: Steinhart muss der Kommune fast eine Million Euro zahlen. Damit bestätigte das OLG im Wesentlichen ein früheres Urteil des Landgerichts Bayreuth, gegen das Steinhart in Berufung gegangen war. Die Kommune hatte Darlehensraten sowie Personal- und Verwaltungskosten von Steinhart zurückgefordert. Der Unternehmer mit Sitz in Stein bei Nürnberg dagegen forderte Schadenersatz von der Gemeinde, da sie ihn in früheren Jahren zweimal an Baumaßnahmen gehindert habe und ihm dadurch wirtschaftlicher Schaden entstanden sei.

"Wenn wir bezahlen müssen, dann tun wir das", sagte Steinhart, der Aufsichtsratsvorsitzender der Kristall Bäder AG ist, der Frankenpost. "Dann werden wir als Eigentümer des gesamten Objektes eingetragen, weil wir dann den vollen Kaufpreis bezahlt hätten. Somit wäre endlich Rechtssicherheit garantiert", sagte er. Er wolle die Urteilsbegründung des OLG jedoch erst noch genau prüfen.

Eine Frage spaltet das ganze Dorf

Auch der Bürgermeister begrüßte das Urteil, das den Abschluss eines jahrelangen Rechtsstreits darstellt. Riemenschneider ist nicht mehr im Amt, im vergangenen Jahr wurde ein neuer Gemeinderat gewählt. Der hat inzwischen zugestimmt, dass Steinhart die Therme wieder aufbauen soll. Auch darüber wurde jahrelang gestritten, mal wollte Steinhart nicht, mal der Bürgermeister, das ganze Dorf war in der Frage gespalten.

Zwar hat Steinhart eines Tages angekündigt, das Bad wieder aufbauen zu wollen und auch der Gemeinderat hat zugestimmt, aber noch sind nicht alle juristischen Scharmützel beendet. Steinhart, der als Bäderkönig bekannt geworden ist, streitet mit der Gothaer Versicherung vor dem Landgericht Nürnberg um die Höhe der Versicherungssumme. Auch diese Auseinandersetzung schwelt seit Jahren, auch deswegen, weil über die Brandursache lange gerätselt wurde. Steinhart hatte sich in dieser Frage prominenten Beistand geholt. Gregor Gysi, der Fraktionschef der Linken im Bundestag, vertrat ihn vor Gericht als Anwalt.

Nach dem Brand gingen stapelweise Stornierungen ein

Die Therme war bedeutend für die ganze Gegend, seit sie abgebrannt ist, sind die Besucher weniger geworden im Fichtelgebirge. Und das, obwohl der Tourismusverband Franken für das vergangene Jahr Rekordzahlen vorgelegt hat. Aber im Fichtelgebirge sind die Attraktionen rar, alleine wegen der Landschaft kommen die wenigsten Gäste. Nach dem Brand der Therme gingen in den Pensionen in Fichtelberg stapelweise Stornierungen ein. Viele Besucher hätten um Verständnis gebeten, aber der Anblick der verkohlten Badruine und die fehlende Möglichkeit zu baden und zu saunieren, würden sie davon abhalten, ihren Urlaub in Fichtelberg zu verbringen, so erzählten es Pensionsbetreiber.

Heute sind zwar die Reste der abgebrannte Therme beiseite geräumt, die Besucherzahlen sind aber längst nicht wieder so hoch wie zuvor. Deswegen sind in dem Ort die meisten Bewohner dafür, dass Steinhart die Therme wieder aufbaut. Wann tatsächlich wieder gebadet werden kann, steht allerdings noch nicht fest.

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