Das Festspielhaus in Füssen steht kurz vor der Zwangsversteigerung. Der Münchner Insolvenzverwalter Marco Liebler hat Anfang dieser Woche einen Rundbrief an alle Gläubiger verschickt, in dem er sie um eine Zahlung in Höhe von 150 000 Euro bat. Mit dieser Summe will Liebler für die nächsten Monate die laufenden Kosten zur Bewirtschaftung des Theaterhauses tragen und auch die Kosten des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Betreiberin "Musiktheater Füssen Besitz GmbH & Co. KG". Sollte das Geld nicht zusammenkommen, droht sowohl dem Haus als auch dem Insolvenzverfahren das Ende.
Liebler forderte die Gläubiger auf, bis Freitag mitzuteilen, ob sie ihren Anteil an den nötigen 150 000 Euro zahlen wollen. Damit holte er sich mindestens eine Absage ein: "So kurzfristig kann ich das nicht bewilligen", sagt Füssens Bürgermeister Paul Iacob. Er werde die Anfrage kommenden Dienstag in den Stadtrat einbringen, erst dann könne darüber entschieden werden. Insolvenzverwalter Liebler hatte bereits vor einer Woche dem Amtsgericht Kempten mitgeteilt, dass "voraussichtlich Masseunzulänglichkeit" vorliegt. Soll heißen: Es ist wohl nicht genügend Geld vorhanden, um die Kosten zu tragen, die seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens anfielen.
Das Grundstück am Ufer des Forggensees mit dem Festspielhaus ist nach einem Bericht der Allgäuer Zeitung zu großen Teilen mit Grundschulden belastet. Die Gläubiger hatten offenbar bereits im Februar 2015 die Zwangsversteigerung beantragt. Diese fand aber bis heute nicht statt. Das zuständige Amtsgericht Kaufbeuren begründet dies mit der Tatsache, dass bislang kein Gutachten über den Wert des Grundstücks vorliegt. "Es ist natürlich merkwürdig, dass ein Gutachten so lange braucht", sagt Bürgermeister Iacob, "ich kann das nicht verstehen." Es gibt mindestens zwei Kaufinteressenten für das im Jahr 2000 eröffnete Haus: Ein Investor will ein Outlet-Center anbauen, ein anderer ein Vier-Sterne-Hotel.