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Selbst das Outfit der Kanzlerin enttäuscht: Am Premierentag in Bayreuth herrscht ein Mangel an Glamour. Schuld daran sind allerdings nicht die Nazi-Tattoos des abgereisten Bassbaritons, sondern fehlende Gratiskarten.
Schon früh wird am Grünen Hügel der Teppich ausgerollt. Als Erstes kommen am Premierentag dann die Fotografen und markieren ihr Revier mit Klebebändern, um später den besten Blick auf die Prominenz zu haben. Wie jedes Jahr pilgert sie am Mittwoch zur Eröffnung der Wagner-Festspiele nach Bayreuth, zu der "Der Fliegende Holländer" gegeben wird.
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Direkt am rot-weißen Absperrzaun versammeln sich am frühen Nachmittag die ersten Schaulustigen. Profis haben einen Hocker und Sonnenschirm dabei, Anfänger müssen stehen. Alle sind jedoch mit Kamera oder Fotohandy ausgerüstet.
Dann kommt endlich der erste Wichtige: Wirtschaftsminister Philipp Rösler, der zunächst in Jeans auf dem Straßenfest der örtlichen Liberalen unten in der Stadt gesichtet worden war. Nun hat er sich umgezogen - und erscheint im Smoking.
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Regine Sixt kommt mit Ehemann Erich und den beiden Söhnen. Andere Prominente fehlen zunächst. Seit die Rechnungshöfe die Kartenvergabe kritisierten, die arg undurchsichtig war, muss die Prominenz zurückstecken. Die Stadt Bayreuth beispielsweise darf nur noch 200 Gäste einladen statt wie früher 340.
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Moderator Thomas Gottschalk etwa ist in diesem Jahr nicht in Bayreuth - dabei hatte er stets die buntesten Bilder geliefert. Ziemlich bunt ist dafür diesmal das Outfit von Schauspielerin Michaela May. Nike Wagner tanzt dagegen außer der Reihe, und zwar barfuß. Sie erscheint ohne Schuhe.
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Auch der Auftritt von Gloria von Thurn und Taxis überrascht. Eigentlich hatte sie im vergangenen Jahr angekündigt, ohne Freikarte nicht zu den Festspielen kommen zu wollen. Nun ist sie doch da, gemeinsam mit ihrer Tochter und ganz in Schwarzweiß.
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Finanzminister Markus Söder (CSU) hatte sich tagsüber noch mit dem negativen Ausblick der Ratingagentur Moody's für Bayern herumärgern müssen, nun setzt er auf dem Roten Teppich sein breitestes Grinsen auf - und zeigt Gefühle.
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Dann kommt endlich Angela Merkel. Die Kanzlerin im Kleid - dieser Anblick ist so selten, dass sich jedes Jahr in Bayreuth Fotografen wie Modeanalysten begierig auf dieses Motiv stürzen. Es gab in den vergangenen Jahren schon einige stilistische Experimente der Kanzlerin - vom Kimono bis Roboterrobe. In diesem Jahr allerdings enttäuscht die Kanzlerin. Glamour? Von wegen! Und was ist das denn für ein Kleid? Hatte sie das nicht schon einmal an?
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Tatsächlich, hatte sie. Merkel trägt das gleiche Kleid wie schon 2008 (links) auf dem Grünen Hügel. Damals hatte sie allerdings einen guten Grund für die Wickeloptik. Gerade einmal drei Monate war es da her, dass sie mit einem tief ausgeschnittenen Abendkleid bei der Eröffnung der Osloer Staatsoper die Weltöffentlichkeit in tiefe Verwirrung gestürzt hatte.
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In Bayreuth wollte sie solche Schlagzeilen vermeiden. Und das hat 2008 offenbar so gut funktioniert, dass die Kanzlerin nun wieder darauf zurückgreift. Mitten in der Krise, wer braucht da schon Schlagzeilen? Die Laune verdorben hat ihr die Krise aber offenbar nicht - zumindest für diesen Abend.
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Aber nicht nur die Kanzlerin, auch Schauspieler Erol Sander gibt am Mittwoch vor Beginn der Vorstellung fleißig Autogramme. Denn: Eine Pause gibt es nicht. Keine Zeit mehr also, um mit den Schaulustigen zu plaudern.
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Und keine Zeit, die neue Hummerbratwurst zu essen. Ja, Hummerbratwurst! Das Stück zu sieben Euro fünfzig. Mit dem "Fliegenden Holländer" hatten die Festspiele in diesem Jahr auch ihren Skandal.
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Nachdem der Russe Evgeny Nikitin die Titelrolle vier Tage vor der Premiere zurückgegeben hatte, weil bekannt geworden war, dass er sich in Jugendjahren Nazi-Symbole auf den Oberkörper hatte tätowieren lassen, sprang kurzfristig Samuel Youn als Ersatz (Foto) ein. Auf der Bühner hielt er sich wacker, die Regie allerdings wurde vom Publikum ausgebuht.
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Katharina Wagner und ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier hatten bei ihrer Pressekonferenz am Morgen ihre Zukunftspläne vorgestellt, darunter den Coup, dass der umstrittene Künstler Jonathan Meese (Foto) 2016 den "Parsifal" inszenieren soll. Ob sie Freude mit ihm haben werden? Ausgerechnet der Künstler, der auf der Bühne und bei Performances gern mal den rechten Arm zum Hitlergruß hebt, soll in Bayreuth reüssieren.
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Nicht kommentieren wollten Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier (links) einen Bericht des Nordbayerischen Kuriers, wonach Patrick Wasserbauer aus Köln Kaufmännischer Geschäftsführer am Hügel werden soll. Das sei Sache des Verwaltungsrates, sagte Katharina Wagner. Beide Schwestern hatten sich die Einrichtung einer solchen Stelle gewünscht, wie sie an anderen Opernhäusern längst üblich ist, damit sie sich ganz um die künstlerische Leitung kümmern könnten.
Quelle: Kanal Kultura/dpa
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Nichtsdestotrotz, das Thema des Tages bleibt ein anderes. Ob Nikitin (Foto) jemals wieder in Bayreuth auftreten werde, wird gefragt. "Das ist im Moment nicht zu beantworten", sagt Eva Wagner-Pasquier. In München wird er auf jeden Fall bald doch noch zu einem großen Auftritt in einer Wagner-Oper kommen: Am 11. November ist er in "Lohengrin" an der Bayerischen Staatsoper vorgesehen.