Politik in BayernErster FDP-Landrat nach drei Jahrzehnten

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Landrat Peter von der Grün ist jetzt FDP-Mitglied.
Landrat Peter von der Grün ist jetzt FDP-Mitglied. (Foto: Landratsamt Neuburg)

Peter von der Grün, Landrat von Neuburg-Schrobenhausen und ehemals bei den Freien Wählern, ist bei den Liberalen eingetreten. Seinem Wechsel gingen Unstimmigkeiten mit seiner Fraktion im Kreistag voraus.

Von Johann Osel

Die bayerische FDP stellt erstmals seit fast drei Jahrzehnten wieder einen Landrat im Freistaat. Wie die Partei am Freitag mitteilte, ist Peter von der Grün bei den Liberalen eingetreten. Der Landrat von Neuburg-Schrobenhausen (parteilos, ehemals Freie Wähler) ist damit den Angaben zufolge der zweite FDP-Landrat in der Geschichte Bayerns – nach Rudolf Widmann, der von 1969 bis 1996 im Landkreis Starnberg amtierte.

Peter von der Grün, 52 Jahre alt und gelernter Rechtsanwalt, nannte in der Mitteilung den Grund, dass bei der FDP „Pragmatismus statt Ideologie“ zähle, „diese lebensnahe Art von Politik spricht mich an“. Liberale Kernanliegen wie mehr Freiheit, Technologieoffenheit und Bürokratieabbau hätten ihn also zum FDP-Eintritt bewogen. Als Landrat wirke er auch als Bindeglied zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Mit der FDP als Teil der Bundesregierung täten sich „neue Möglichkeiten des wechselseitigen Austauschs auf, die mehr Verständnis und realitätsnahe Lösungen in der Region begünstigen können“.

Der örtliche Donaukurier berichtete, der Landrat habe nach Unstimmigkeiten im Kreistag und mit seiner eigenen Fraktion die Freien Wähler Ende März verlassen und war fortan parteilos. Lange sei spekuliert worden, welcher Gruppierung er sich anschließen wird; dabei seien auch die Grünen genannt worden.

Bayerns FDP-Chef Martin Hagen – Fraktionschef bis zum Aus im Landtag bei der Wahl im vergangenen Jahr – erklärte, dieser Eintritt stärke die kommunalpolitische Basis der Partei und sei ein gutes Signal für die Kommunalwahl 2026. Schon beim Parteitag der Bayern-FDP in Ingolstadt im Frühjahr war der Stellenwert dieser Wahl für die Zukunftsfähigkeit der Liberalen betont worden. Bei der letzten Abstimmung über die Stadt- und Gemeinderäte in Bayern 2020 war die FDP landesweit gerechnet auf 2,7 Prozent der Stimmen gekommen. Die Partei verwies damals allerdings nicht völlig unzufrieden auf etwa 100 neue Mandate auf allen politischen Ebenen. Verhältnismäßige Hochburgen der Liberalen finden sich traditionell unter anderem im Münchner Speckgürtel.

Eine sozusagen halbe Oberbürgermeisterin stellte die FDP vor vier Jahren aber. Claudia Alfons, parteilose Rathauschefin in Lindau, kandidierte für ein breiteres Bündnis inklusive der FDP. Der vormals einzige echte FDP-OB, Alexander Putz in Landshut, trat aus der Partei aus, er spürte eine „Entfremdung“. Er wurde später von Ministerpräsident Markus Söder bei einem Termin in Landshut in die CSU aufgenommen.

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