Veitshöchheim:Die etwas andere "Fastnacht in Franken"

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Aufgezeichnet, kein Publikum, strenge Hygieneregeln: Die Frankenfastnacht wird in diesem Jahr nichts so wie man sie kennt. Ein Notprogramm soll sie aber nicht sein.

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

Zwei Stunden weisen die einschlägigen Programmzeitschriften aus, doch dabei wird es nicht bleiben. Die Show werde sicher mehr als drei Stunden dauern, sagt Frankens BR-Studioleiter Tassilo Forchheimer. Weder der Sender, noch der Fastnacht-Verband Franken als sein Partner, und erst recht nicht die Künstlerinnen und Künstler wollen sich schließlich den Spaß verderben lassen, auch wenn Corona eine "Fastnacht in Franken" wie in den vergangenen 34 Jahren unmöglich macht. Trotzdem wird die Prunksitzung am Freitag im BR-Fernsehen übertragen. Nicht live allerdings und "schon etwas anders, als man sie kennt", wie der Fürther Komiker Martin Rassau sagt.

In den Studios in Unterföhring wird gerade zur TV-Karnevalsshow zusammengeschnitten, was im Januar zwei Wochen lang unter strengsten Hygieneregeln in einer alten Turnhalle in Veitshöchheim geprobt und in den dortigen Mainfrankensälen aufgezeichnet wurde. Ganz ohne Saalpublikum, versteht sich. Das ist die größte Änderung. Diesmal sitzen keine kostümierten Söders, Aiwangers oder Stamms im Saal, die von den Kabarettisten, Komikern und Fastnachtern von Angesicht zu Angesicht angefrotzelt, abgewatscht oder (im besonderen Fall von Barbara Stamm) auch angehimmelt werden.

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Beim Hygienekonzept halfen sogar Experten der Universität Würzburg

Stattdessen wird dem Vernehmen nach am Anfang ein närrisches Kammerspiel stehen, bei dem die populären Protagonisten der Frankenfastnacht von Michl Müller über Martin Rassau, Volker Heißmann, Klaus Karl-Kraus, Oliver Tissot und Peter Kuhn bis zu Amanda (alias Bauchredner Sebastian Reich) als Regisseure, Kameraleute, Tontechniker oder Maskenbildner selbst eine verrückte Fastnachtssendung drehen, ehe sie einzeln in die sprichwörtliche Bütt gehen.

Nicht als Notprogramm, "sondern als kreative Antwort auf die Herausforderungen durch Corona" will BR-Studioleiter Forchheimer die Show unter diesen ganz besonderen Bedingungen verstanden wissen. Sie ausfallen zu lassen, sei nie ein Thema gewesen. Alle Stars der vergangenen Jahre seien wieder dabei. "Dieses Mal müssen die Leute am Fernseher selber wissen, wann sie lachen, weil niemand aus dem Saal heraus sie mitreißt", sagt Rassau. Die Botschaft, sagt der zuständige Redakteur Rüdiger Baumann, die von der Sendung in diesen pandemischen Zeiten ausgehen solle, sei ein: "Halt' mer alle z'samm".

Seit Wochen zieht der BR sein im Lauf der Jahre deutlich ausgeweitetes Fastnachtsprogramm tapfer durch, Corona hin oder her. Die Einschaltquoten seien gut, sagt Forchheimer. Ob die Fastnacht in Franken wieder der mit weitem Abstand größte Quotenhit des Senders werden wird, kann angesichts der besonderen Umstände niemand seriös prognostizieren. Marco Anderlik und Bernhard Schlereth vom Fastnacht-Verband sind über die öffentlich-rechtlichen Narreteien froh, denn das reale karnevalistische Leben mit Prunksitzungen, Bällen und Umzügen liegt vollständig brach.

Der Aufwand für die "Fastnacht in Franken" war komplizierter denn je. Monatelang berieten die Verantwortlichen, wie der Wiedererkennungswert aufrecht erhalten werden kann, auch wenn keine Gardemädchen dicht an dicht tanzen können, kein Chor wie die Amorbacher Klostersänger auftreten und noch nicht einmal die Pavel-Sandorf-Band wie üblich gemeinsam musizieren kann. Der Proben- und Drehplan war ausgeklügelt; beim Hygienekonzept halfen sogar Experten der Universität Würzburg. "Es kann und darf nicht so sein wie immer, also mussten wir uns etwas einfallen lassen", sagt Bernhard Schlereth, der künstlerische Leiter.

© SZ vom 03.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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