Der sich gemütlich in die Donauauen schmiegende Markt Pförring agiert weltpolitisch zwar nicht in der ersten Liga, aber immerhin wird er im Nibelungenlied erwähnt. Justament in diesem Hallertauer Flecken soll sich nämlich der Hof jenes Fährmanns befunden haben, der von Hagen von Tronje erschlagen wurde, weil er die Nibelungen nicht über die Donau setzen wollte. Und es kommt noch besser. Ausgerechnet in Pförring sammelte Karl der Große jenen Heerhaufen, mit dessen Hilfe er den abtrünnigen Bayernherzog Tassilo III. besiegen sollte. Wäre der gute Karl beim Überqueren der Donau ertrunken, wer weiß, vielleicht wäre Bayern dann sogar zur Weltmacht aufgestiegen. Aber solche Überlegungen tun hier nichts zur Sache, es soll ja nur aufgezeigt werden, dass diese Gegend alles andere als ein Hort der Stille war.
Ein Blick auf den Veranstaltungskalender lässt erahnen, dass es in Pförring bis heute kracht und pfeift, sei es beim Open Air Festival, beim Georgimarkt, beim Volksfest, beim Radi-Fest und nicht zuletzt beim Faschingsumzug, der alle zwei Jahre die närrischen Massen mobilisiert. 2020 hatten kurz vor dem Lockdown 10 000 Besucher buchstäblich die Sau rausgelassen, bevor auch in Pförring für lange Zeit die Lichter ausgingen.
Im vergangenen Dezember hatte der TSV Pförring verkündet, den Faschingsumzug pandemiebedingt abzusagen. Aber irgendwie, so genau konnte es ein Vorstandsmitglied am Telefon auch nicht erklären, kam die im Rheinland erprobte Idee auf, den Fasching einfach auf den Sommer zu verschieben. Der große Rosenmontagszug in Düsseldorf ist schon mehrmals wegen Wetterkapriolen vertagt worden. Auch heuer sollten mehrere rheinische Umzüge erst im Mai stattfinden. Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine ist den Jecken aber die Lust endgültig vergangen. Sie sagten alles ab.
Die Pförringer sind jedoch fest entschlossen, ihren Faschingsumzug am 25. Juni durchzuziehen. Auch wenn das Landratsamt die Teilnahme von Faschingswagen verboten hat, nur Fußgruppen dürfen mitmachen. Ob so oder so, die Welt ist zurzeit sowieso gaga. Einst hängten sich die Bauernburschen im Fasching Kuhglocken um den Hals und machten einen Heidenlärm, um die bösen Geister zu vertreiben. "Zum Spaß ist der Fasching net da, da hört sich der Spaß auf!", sagte der weise Karl Valentin. Es wird sich dann schon zeigen, ob die Pförringer Faschingsfreunde seine Botschaft verstanden haben.