Fanpost:Japanische Grüße von 1967

Fanpost: 50 Jahre alte Fanpost: Ein japanisches Mädchen fragt, ob die Domspatzen bald nach Japan kommen.

50 Jahre alte Fanpost: Ein japanisches Mädchen fragt, ob die Domspatzen bald nach Japan kommen.

(Foto: oh)

Die Domspatzen bekommen eine 50 Jahre alte Postkarte

Von Andreas Glas, Regensburg

Ein Gänsehaut-Moment sei das gewesen, sagt Domspatzen-Manager Christof Hartmann über den Augenblick, als ihm die Dame von der Pforte die Postkarte in die Hand drückte. Das Datum des Poststempels: 29. August 1967, daneben japanische Schriftzeichen. Ein bisschen vergilbt ist die Karte, die mit fast 50 Jahren Verspätung im Briefkasten des Domspatzen-Gymnasiums in Regensburg gelandet ist. Man höre ja immer wieder mal diese Anekdoten, dass Post über Jahrzehnte irgendwo hängen bleibt, sagt Hartmann, "aber für uns ist das schon eine einmalige Geschichte". Die Deutsche Post konnte auf Anfrage zunächst keine Auskunft dazu geben, wo und warum die Postkarte erst nach so vielen Jahren aufgetaucht war.

Sie kam bereits Ende Juli an, doch erst jetzt ist die Sache öffentlich geworden. Ein japanisches Mädchen namens Yukie muss die Karte an einen früheren Domspatzen-Schüler geschickt haben, an den "lieben Hans", wie Yukie schreibt. Die Karte ist das Relikt einer Brieffreundschaft. Solche Freundschaften habe es öfter gegeben, sagt Chormanager Hartmann, der zwischen 1969 und 1978 selbst das Musikgymnasium der Domspatzen besuchte und Brieffreundschaften mit japanischen Jugendlichen hatte. Der Anfang solcher Briefwechsel sei die Fanpost gewesen, die mancher Domspatz aus Japan bekam, wo der Knabenchor bereits damals sehr bekannt gewesen sei, sagt Hartmann. Ihren eigentlichen Adressaten hat die verspätete Post aus Japan allerdings noch nicht erreicht. Sämtliche Versuche, den lieben Hans zu kontaktieren, seien gescheitert, sagt Hartmann. Die Mittelbayerische Zeitung hat immerhin herausgefunden, dass Hans wegen seiner langen Haare kein Liebling von Domkapellmeister Georg Ratzinger gewesen ist und nach dem Abitur mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Japan reisen wollte, "um seinem Harem (diverse Brieffreundschaften) einen Höflichkeitsbesuch abzustatten". So steht es in der Abiturzeitung von 1973. Damals verließ Hans das Domspatzen-Gymnasium, um in Würzburg Komposition, Klavier und Schulmusik zu studieren. Dann verlieren sich die Spuren.

Und was stand auf der Postkarte? Yukie fragte, ob die Chorknaben demnächst nach Japan kommen. Sie kamen nicht. Ihr erstes Japan-Konzert fand 1988 statt. Nun will Hartmann die Postkarte beantworten und mehr über die Brieffreundschaft herausfinden - vorausgesetzt Yukies Adresse ist noch aktuell und die Post braucht nicht wieder 50 Jahre.

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