Familie Strauß: Anzeige gegen Buchautor:Auf zum letzten Gefecht

Anzeige wegen Verleumdung: Die Kinder von Franz Josef Strauß wehren sich juristisch gegen ein Buch über den verstorbenen Ministerpräsidenten. Sie beschuldigen den Autor, das Andenken ihres Vaters zu verunglimpfen.

Kassian Stroh

Neun Monate hat es gedauert, neun Monate für 34 Seiten. Seit April liegt das Konvolut, das die drei Kinder des früheren Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß zusammengetragen haben, nebst Anlagen bei der Staatsanwaltschaft München I. Neun Monate nach dem Erscheinen des Buches "Macht und Missbrauch - Franz Josef Strauß und seine Nachfolger" beschuldigen sie dessen Autor, den früheren Finanzbeamten Wilhelm Schlötterer, der Verleumdung, der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und der Verletzung des Steuergeheimnisses. Angekündigt hatten die Strauß-Kinder rechtliche Schritte bereits im Juli 2009, als das Buch erschien. Denn ein Kernpunkt des Werkes ist der Vorwurf, Strauß habe illegal ein Millionenvermögen erwirtschaftet.

Vor 20 Jahren starb Franz Josef Strauß

Franz Josef Strauß mit seiner Familie  - an seinem 72. Geburtstag im Jahr 1987. Sohn Franz Georg Strauß (v.l.n.r.), Franz Josef Strauß, Tochter Monika Hohlmeier mit ihrer Tochter Michaela auf dem Arm und dahinter Ehemann Michael und Sohn Max Strauß.

(Foto: ag.dpa)

Zwar haben sie das Buch als Anlage zu ihrem Strafantrag beigelegt mit der Bitte, dessen Inhalt "in strafrechtlicher Hinsicht" zu würdigen. Doch ihre Anschuldigungen beziehen Max Josef Strauß, sein Bruder Franz Georg und seine Schwester, die CSU-Europaabgeordnete Monika Hohlmeier, vor allem auf den Inhalt der Autorenlesungen Schlötterers. Seit Monaten tourt er durch ganz Bayern, zu mehr als 40 Lesungen wurde er nach eigenem Bekunden bereits eingeladen: "Das Interesse ist riesengroß, das Echo gewaltig." Zwei der Lesungen haben die Strauß-Kinder ausweislich ihres Strafantrags, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt, quasi protokolliert: Eine vom vergangenen Dezember in München wurde auf Band aufgezeichnet, bei einer weiteren im Februar in Dachau saßen zwei eifrig mitschreibende Entsandte im Publikum, wie sich Schlötterer erinnert.

Im Auftrag der Familie, wie Franz Georg Strauß sagt. Vor allem diese Vorwürfe stören sie: FJS habe illegal ein Vermögen in dreistelliger Millionenhöhe angehäuft und nicht versteuert, nach seinem Tod hätten auch die Kinder das Erbe nicht versteuert, der frühere CSU-Chef und Ministerpräsident habe Provisionen von Waffenhändlern bekommen und auf Schweizer Konten große Geldmengen gehortet. Alles das sei falsch, schreiben die Strauß-Kinder. Und da Schlötterer keine Quellen benenne, handle es sich mindestens um üble Nachrede, wenn nicht gar um Verleumdung, was voraussetzen würde, dass er wider besseres Wissen falsche Behauptungen aufstellt.

Ein Beamter gegen Korruption und Amigos

"Schlötterer erweckt beim Zuhörer Vertrauen in die Korrektheit der angeblichen Sachinformation durch die Bezugnahme auf seine CSU-Mitgliedschaft, seinen Status als korrekter Staatsbeamter und die Seriosität der angeblichen Quelle", schreiben die Strauß-Kinder. Diese Quellen - etwa ein nicht genannter "Präsident des Rechnungshofes" - bleiben gleichwohl im Dunkeln. Und um zu belegen, dass Schlötterer die von ihm gewünschte Wirkung erziele, nämlich das Ansehen der Familie öffentlich "herabzuwürdigen" und nebenbei viel Geld mit seinem Buch zu machen, zitieren sie eine ganze Reihe von Zeitungs- und Internetkommentaren zu seinen Auftritten.

Bereits in den 70er Jahren prangerte der Beamte Korruption und Amigos in Bayern an. Hohlmeier und ihre Brüder nennen dies einen "nur mit überhöhter Selbsteinschätzung und dem Fehlen wesentlicher menschlicher Qualitäten zu erklärenden Amoklauf". Erst jetzt, nach 20 Jahren, da alle Zeugen gestorben seien, habe er sein Buch geschrieben.

52.000 Exemplare hat der Fackelträger-Verlag nach eigenen Angaben davon verkauft, für ein Sachbuch eine sehr hohe Auflage. Das Geschäft läuft weiter, auch weil der Verlag sich bisher nicht mit rechtlichen Schritten konfrontiert sieht - etwa mit dem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung, das Buch nicht weiter zu vertreiben.

Nach der Anzeige werde man nun auch zivilrechtliche Schritte einleiten, kündigt Franz Georg Strauß an. Dass man so lange mit der Anzeige gewartet habe, liege daran, dass man anfangs dem Buch nicht zu viel Aufmerksamkeit verschaffen wollte. Doch die Lesereise sowie die Tatsache, dass inzwischen die Grünen Schlötterers Behauptungen einfach übernahmen, hätten der Familie klar gemacht: "Da müssen wir rechtlich reagieren", sagt Strauß.

Der Verlag steht zum Autor: Er sei seriös, man habe das Buch juristisch prüfen lassen. Auch Schlötterer sagt, alle seine Behauptungen seien wahr - er wolle die Namen seiner Quellen nicht nennen, könne dies bei Bedarf aber, so sie nicht ausdrücklich um Diskretion gebeten haben. Er sieht die Anzeige der Strauß-Kinder als einen Versuch, ihn einzuschüchtern, so dass er keine Lesungen mehr abhalte. "Die wollen mich aufhalten, aber ich bin nicht zu stoppen", sagt er.

Nach den Ferien geht er wieder auf Tour.

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