Fall Peggy:Polizei sucht wieder nach der Leiche

Wende im Fall Peggy? Zwölf Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens hat die Polizei offenbar Hinweise, wo die Leiche sein könnte. Am Montag begannen die Ermittler, ein Anwesen mitten in Lichtenberg zu durchsuchen. Ein Mann wird befragt.

Vor zwölf Jahren verschwand in Oberfranken das Mädchen Peggy spurlos - nun hat die Polizei offenbar Hinweise, wo die Leiche sein könnte. Am Montag begannen die Ermittler ein Anwesen im Landkreis Hof zu durchsuchen. Zwei Tage sind laut Polizei für die Suchaktion auf dem Anwesen mitten in Lichtenberg angesetzt. Am Dienstag soll dann der Hof hinter dem Haus aufgegraben werden.

2012 hatten Staatsanwalt und Kripo Bayreuth in dem Fall mit neuen Ermittlungen begonnen. "Dabei haben wir Hinweise auf den möglichen Ablageort der Leiche gefunden", sagte ein Polizeisprecher. "Die Summe der Erkenntnisse hat uns veranlasst, hier Untersuchungen zu beginnen."

Zum Bewohner des Hauses machte die Polizei keine Angaben. Laut Bild.de wurde der Mann festgenommen. Ein Polizeisprecher widersprach allerdings auf Anfrage von Süddeutsche.de dieser Darstellung. Der Mann werde derzeit nur befragt, hieß es. Als Mörder von Peggy war vor Jahren Ulvi K. verurteilt worden, doch an seiner Schuld gibt es Zweifel. Inzwischen hat sein Anwalt einen Wiederaufnahmeantrag gestellt.

Ulvi K., der nach einer in der Kindheit erlittenen Hirnhautentzündung geistig behindert ist, wurde 2004 vom Landgericht Hof zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er nach Überzeugung des Gerichts am 7. Mai 2001 im oberfränkischen Lichtenberg die neunjährige Peggy getötet hatte. Schon damals gab es vor allem in der Lichtenberger Bevölkerung erhebliche Zweifel.

Die Leiche des Mädchens wurde bis heute nicht gefunden. Die Haftstrafe musste K. nicht antreten. Wegen mehrerer Fälle des sexuellen Missbrauchs, für die er wegen seiner geistigen Behinderung nicht schuldfähig war, wurde er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Zeugenaussagen nährten Zweifel

Das Landgericht Hof stützte sein Urteil damals vor allem auf ein Geständnis, das K. im Juli 2002 in einer polizeilichen Vernehmung abgelegt hatte. Darin schilderte er, dass er Peggy auf deren Heimweg von der Schule abgepasst habe, um sich bei ihr dafür zu entschuldigen, dass er sie einige Tage zuvor sexuell missbraucht hatte. Peggy sei jedoch davongelaufen. Er habe sie verfolgt und schließlich eingeholt.

Als sie um Hilfe schrie, habe er ihr so lange Mund und Nase zugehalten, bis sie kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Dann habe er seinen Vater verständigt, der die Leiche beseitigt habe. Später widerrief Ulvi K. dieses Geständnis. Er habe es nur abgelegt, um endlich seine Ruhe vor den zahlreichen Vernehmungen zu haben.

Dass er Peggy sexuell missbraucht habe, widerrief er nicht. Ein psychiatrischer Sachverständiger erklärte, das Geständnis sei glaubhaft, weil Ulvi wegen seiner Minderbegabung nicht in der Lage sei, einen so detailreichen Handlungsablauf zu erfinden. Aussagen von Zeugen, die bekundeten, sie hätten Peggy nach dem angeblichen Mord noch in Lichtenberg gesehen, glaubte das Gericht nicht.

Vor allem diese Zeugenaussagen nährten die Zweifel, dass Ulvi K. wirklich der Mörder Peggys sei. In Lichtenberg bildete sich eine Art Bürgerinitiative, die sich zum Ziel setzte, Ulvis Unschuld zu beweisen. Insbesondere die ehemalige Rechtsanwaltsangestellte Gudrun Rödel nahm sich Ulvis an. Sie beauftragte auch den Rechtsanwalt Michael Euler mit der Ausarbeitung des Wiederaufnahmeantrags, der kürzlich im Landgericht Bayreuth übergeben wurde.

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