Süddeutsche Zeitung

Fall Mollath:Umstrittener Richter mit brisanter Bekanntschaft

Er hat das fragwürdige Urteil gegen Gustl Mollath gesprochen und Augenzeugen kritisieren ihn für seinen harschen Umgang: Jetzt ist ein neues pikantes Detail über den Richter Otto Brixner ans Licht gekommen - seine alte Bekanntschaft zu einem Vertrauten von Mollaths früherer Frau.

Von Olaf Przybilla und Uwe Ritzer

Im Fall des seit sieben Jahren in der Psychiatrie einsitzenden Gustl Mollath gibt es eine pikante und bislang unbekannte persönliche Verbindung. Der Vorsitzende Richter jener Kammer am Nürnberger Landgericht, die 2006 das fragwürdige Urteil gegen Mollath sprach, ist ein alter Handballfreund des heutigen Ehemannes von Mollaths früherer Frau. Sie trat in dem Prozess als Hauptbelastungszeugin auf. Schon 2006 soll sie nach Mollaths Angaben mit jenem Mann liiert gewesen sein, mit dem sie heute verheiratet ist. Der war früher Handballer beim 1. FC Nürnberg - und der Richter Otto Brixner sein Trainer.

Entsprechende Informationen der Süddeutschen Zeitung bestätigte Brixner jetzt. "Ich war sein Trainer, er mein Spieler", sagte er. Das sei jedoch nur im Jahr 1980 der Fall gewesen, danach habe er keinen Kontakt mehr zu dem ehemaligen Bankmanager gepflegt. Der heutige Ehemann der früheren Frau Mollath sagte, er stehe für Auskünfte für die SZ "nicht zur Verfügung".

Mollath beklagt, der inzwischen pensionierte Richter Brixner habe ihn 2006 kaum zu Wort kommen lassen. Augenzeugen wie der damalige Schöffe Heinz Westenrieder bestätigen dies. Brixner soll Mollath sogar mit dem Rauswurf aus dem Gerichtssaal gedroht haben, sollte er weiter über angebliche illegale Geschäfte seiner Ex-Frau, damals Vermögensberaterin der Hypo-Vereinsbank, reden.

Mollath hatte versucht, dem Gericht ein Motiv darzulegen, weshalb ihn seine Frau falsch beschuldigen könnte. Er fand kaum Gehör. Brixner sagt hingegen, er habe Mollath korrekt behandelt. Inzwischen hält auch die Staatsanwaltschaft Regensburg die Glaubwürdigkeit der Ex-Frau Mollaths für erschüttert. Sie stützt ihren Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens nicht zuletzt darauf.

Persönlicher Besitz: verschollen

Wo Mollaths persönliche Habe geblieben ist, wird derweil immer rätselhafter. Nach Angaben eines Nürnberger Justizsprechers gehe aus den Akten nur hervor, dass Mollaths Ex-Frau dessen Elternhaus bei einer Zwangsversteigerung erworben habe. Ein "förmliches Räumungsverfahren" habe nicht stattgefunden. Man könne "natürlich nichts darüber sagen", was die Frau mit eventuell im Haus "vorhandenen Gegenständen" getan habe.

Mollath sagt, er wisse nicht, wo seine Habseligkeiten hingekommen seien. Seine Ex-Frau äußert sich dazu nicht. Sie soll nach Aussage eines Zeugen gesagt haben, sie werde Mollath etwas anhängen, und dabei auf ihre guten Beziehungen verwiesen haben.

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SZ vom 13.04.2013/infu
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