Fair gehandelte Tannen:Voll korrekte Christbäume

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Die Nordmanntanne etwa eignet sich prima als Christbaum für das heimische Wohnzimmer. (Foto: picture alliance / dpa)

Markus Schauer verkauft "Fair Trees". Ein Gespräch über das Geschäft mit Nordmanntannen, Arbeitsbedingungen für Zapfenpflücker und Samen aus dem georgischen Kaukasus.

Interview: Franz Kotteder

Markus Schauer ist einer der größten Vermarkter von Weihnachtsbäumen in Europa. Seine Oberhachinger Firma verkauft um die 900.000 Christbäume pro Jahr. Seit 2012 hat er fair gehandelte Nordmanntannen nach dem dänischen "Fair Trees"-Programm im Angebot.

SZ: Uns war bisher noch gar nicht bewusst, dass Christbäume unfair gehandelt werden können?

Markus Schauer: Der Umkehrschluss ist in dem Fall auch falsch. Nicht alle Bäume, die nicht aus dem "Fair-Trees"-Programm stammen, werden deshalb schon unfair gehandelt. Der Hintergrund ist: Die meisten Samen für die Christbaumplantagen kommen aus dem georgischen Kaukasus, weil es da noch riesige Waldgebiete gibt, in denen nur sortenreine Tannen wachsen. Und die Zapfenpflücker dort hatten bis vor Kurzem noch Arbeitsbedingungen wie vor 40 Jahren. Man ist heute längst viel weiter, was Arbeitssicherheit angeht oder den Einsatz von Klettergurten. Durch das "Fair Trees"-Programm bekommen sie jetzt Sozialversicherung und Krankenkasse bezahlt und deutlich mehr Geld für die Samen, und zwar das Doppelte bis Dreifache.

Aber sehr hoch können die Kosten für einen geernteten Tannenzapfen ja eigentlich nicht sein, oder?

Ja, das stimmt. Wenn die Kosten für die Samen pro Baum beispielsweise bei einem Cent liegen, dann kostet er eben jetzt drei Cent. Deshalb hat man eine Spende von 67,5 Cent pro fair gehandeltem Baum drangehängt. Diese Spende kommt der "Fair Trees"-Stiftung zugute, die in Georgien wohltätige Zwecke unterstützt: zum Beispiel die Renovierung von Schulen oder den Neubau von Kindergärten.

Wie viel Geld kommt da zusammen?

Im vergangenen Jahr waren es bei uns um die 40.000 Euro. Aber wir machen das ja nicht alleine, sondern zusammen mit einer dänischen Firma, die das Programm ins Leben gerufen hat. Wir haben für Deutschland das Marketing und die Produzentenbetreuung übernommen.

Wie viele fair gehandelte Bäume haben Sie im vergangenen Jahr verkauft?

Das waren zwischen 60.000 und 70.000 Stück, und wir hoffen, dass es heuer noch mehr werden.

Christbaumhändler Markus Schauer. (Foto: privat)

Ihr Geschäft ist ja eher saisonal. Was machen Sie den Rest des Jahres?

Sehr viel! Wir haben einen langen Vorlauf. Zum Beispiel müssen die Bäume frühzeitig mit dem richtigen Etikett versehen werden, das passiert von August bis Oktober. So eine Plantage hat vielleicht an die 3000 Bäume, die müssen alle in Kategorien eingeteilt werden. Erst wenn die alle etikettiert sind, wissen wir überhaupt, wie viele Bäume wir haben. Und das Konzept dafür, was ich genau verkaufen will und kann, entsteht schon im Frühjahr. Erst dann kann man Rahmenverträge abschließen.

Dann verdienen Sie nur im Dezember Ihr Geld, oder?

Ja. Das Hauptgeschäft läuft mit Firmenkunden vor dem ersten Advent und dann in der letzten Woche vor Weihnachten. In ein paar Tagen ist das Zeug also nichts mehr wert. In der Regel haben wir 98 Prozent der Ware weg. Aber ob es ein gutes oder schlechtes Jahr wird, entscheidet sich oft erst an den letzten zwei, drei Tagen.

© SZ vom 20.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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