"Ganz typisch" sei diese Gruppe, hat Felix schon am Telefon angekündigt, "volles Programm halt." Manuela hat die Feier gebucht, sie kommt aus Österreich. Ihre beste Freundin Sandra heiratet in einer Woche, sie ist zu erkennen an ihrem weißen Schleier. An diesem Abend regnet es in Strömen, dem Schleier hat das nicht gut getan. Eine 19-jährige Abiturientin, die die gut zehn Jahre älteren Frauen betreut, hat orangefarbene Regenponchos ausgeteilt, doch die würden jetzt nicht besonders gut passen.
Denn die Freundinnen wollen gut aussehen. Zu zweit oder zu dritt räkeln sie sich auf einer pinken Stretchlimousine, die hervorragend zu ihren pinken Hawaiiketten passt. Die Limousine ist unter einem Dachvorsprung geparkt, nass werden sie trotzdem, schließlich ist der Wagen schon eine halbe Stunde mit ihnen durch den Regen gefahren. Felix springt im Regen herum und macht Fotos.
Patrick Toß schaut ein bisschen besorgt zu, wie die recht fülligen Frauen auf seiner Motorhaube Bewegungen aus Hip-Hop-Videos nachtanzen. Der 29-Jährige fährt fast jedes Wochenende Junggesellinnen durch die Stadt - die pinke Limousine ist prädestiniert dafür. "Die Abschiede machen 40 Prozent unseres Umsatzes aus", sagt sein Chef, Michael Kayal, der die Marktlücke mit den Junggesellen ebenfalls früh erkannt hat und bei dem Felix die Limousinen bucht. Kayals Fuhrpark wächst stetig.
Er hat andere Limousinen, doch die pinken sind am beliebtesten und werden fast nur von Junggesellinnen gebucht. "Das sind schon verrückte Hühner" lacht Kayal, "manche haben Gummipuppen und Handschellen dabei und feiern können sie noch wilder als die Männer." Ihm gefällt das, auch die Fahrer hätten ihren Spaß. Patrick hält den Mädchen die Tür auf, als sie nass und kichernd ins Auto fallen. Dort gehen Schnapsflaschen herum. Das Radio mahnt "One day Baby we'll be old". "Jetzt geht's in den Strip-Klub", flüstert Manuela verschwörerisch. Dann verschwindet die Limousine im Regen.
Felix fährt mit der U-Bahn hinterher. Ob er selbst auch so feiern würde? Fremde Stadt, Hotel, Drinks und Stripperin, alles im Voraus bezahlt? Der Student zögert. "Wahrscheinlich nicht." Lieber würde er mit Freunden ein paar Tage in die Berge fahren. "Ich weiß nicht, so 'ne Stripperin, der am selben Abend schon vier Jungs Sahne vom Hintern geleckt haben, das müsste ich nicht haben." Doch natürlich steht er zu seinem Geschäft, findet cool, was er und ein Kumpel auf die Beine gestellt haben. Sobald er seinen Bachelor in Soziologie und Psychologie hat, will Felix sich voll auf das Geschäft mit den Junggesellen konzentrieren. Pub Crawls mit Jugendlichen, die sich auf dem Weg zur zweiten Bar übergeben, kann man nicht ein Leben lang machen.