Extremismus - München:Adrenochrom bis ZOG: Broschüre über Verschwörungserzählungen

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München (dpa/lby) - Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus in Bayern (RIAS) hat während der Corona-Pandemie im Zusammenhang mit Verschwörungserzählungen zahlreiche antisemitische Vorfälle registriert. 2020 wurden demnach von Januar bis Ende Oktober bayernweit 58 Vorkommnisse gemeldet, davon 46 auf Kundgebungen und Demonstrationen vor allem gegen Corona-Maßnahmen. "Wir beobachten mit Sorge eine Radikalisierung im verschwörungsideologischen Milieu. Dies ist besonders bedenklich, da Antisemitismus dazu drängt, auch zur physischen Tat zu schreiten", sagte RIAS-Leiterin Annette Seidel-Arpaci am Montag in München.

Aufklären will die vom Bayerischen Sozialministerium geförderte Organisation mit der Broschüre "Das muss man auch mal ganz klar benennen dürfen", die auch online heruntergeladen werden kann. Von Adrenochrom über Deep State, Lügenpresse und Neue Weltordnung bis hin zu QAnon und Judenrepublik oder ZOG werden anhand von Beispielen Begriffe erläutert, die in der Szene verwendet werden. Experten erklären, was unter einer Verschwörungserzählung zu verstehen ist, welche Verbindungen es zum Antisemitismus gibt und warum Menschen sich davon angesprochen fühlen.

Und es gibt Tipps, wie man auf entsprechende Äußerungen reagieren kann. "Säen Sie Zweifel, wenn sie glauben, das die Person, die Verschwörungserzählungen verbreitet, ihr Denken noch reflektieren kann. Weisen Sie auf Widersprüche hin", so einer der Ratschläge. Und: "Ziehen Sie auch ihre eigenen Grenzen, jenseits derer Sie sich auf keine Diskussionen mehr einlassen möchten".

Verschwörungserzählungen oder Verschwörungsmythen seien aus ihrer inneren Logik heraus faktenresistent, wenn die Gläubigen von ihnen wirklich überzeugt seien, heißt es in dem Heft. "Häufig wird dann gesagt, eine Aussage oder ein Faktum sei als Ablenkungsmanöver von den Verschwörern gezielt getätigt oder geschaffen worden, um die vermeintliche Verschwörung besser zu tarnen und nicht auffliegen zu lassen." Deshalb sei eine argumentative Auseinandersetzung nicht in dem Sinne zielführend, dass sie allein durch Fakten vom Glauben an die Verschwörung ablassen würden, so eine Feststellung der Fachleute.

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