Ein Pöstchen in einem Aufsichtsrat, eine Ferienwohnung in den Bergen - Franz Maget hätte sich seinen frühen Ruhestand bequem einrichten können. Doch Bayerns langjähriger SPD-Oppositionsführer im Landtag entschied sich nach einer Pause für einen radikalen Neustart:
Der 62-Jährige löste seinen Hausstand in München auf und ging zusammen mit seiner Frau nach Tunis. Dort arbeitet er seit Januar als Sozialreferent an der Deutschen Botschaft. "Die Umstellung war hier für mich natürlich extrem groß", sagt Maget. Eine fremde Kultur, eine fremde Sprache, aber vor allem: kein Sekretariat mehr, kein Dienstwagen und keine Referenten, die einem zuarbeiten. Maget ist einer von vielen im Team.
Aufbauhilfe - ohne "besserwisserisch aufzutreten"
Inzwischen aber hat er sich eingewöhnt in seiner neuen Heimat: Im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland tourt durch er durch Tunesien und Ägypten, besucht Firmen, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen. "Es ist der Versuch Deutschlands, einen Beitrag zu leisten, dass eine junge Demokratie auf die Beine kommt, ohne hier besserwisserisch aufzutreten", sagt Maget über seinen neuen Job.
Vom politischen System in Tunesien ist er durchaus angetan: "Es ist von allen nordafrikanischen Ländern die am weitesten fortgeschrittene Gesellschaft", sagt er. "Es gibt Meinungsfreiheit, eine freie Presse, die über sehr viele Probleme berichtet, die vor einigen Jahren noch tabu waren. Tunesien entwickelt sich zu einem freien Land."
Die Politik in der alten Heimat verfolgt er in den Medien - auch die Diskussion über das Verbot der Burka. Die Debatte kommt ihm durchaus bekannt vor: Denn in Tunesien gibt es ebenfalls Bestrebungen, die Vollverschleierung zu verbieten. Am Strand treffe man Frauen im Burkini ebenso wie im Bikini. Der Niqab aber, also der Gesichtsschleier, werde nicht als Bestandteil der tunesischen Kultur betrachtet.