Katholische Kirche:Mixa - im Fegefeuer der Eitelkeiten

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Immer neue Eskalationen im Fall Walter Mixa. Der einstige Augsburger Bischof beschuldigt die Spitzen der katholischen Kirche - die reagieren mit Dementis und dem Verweis auf Mixas Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik. Der Geistliche kämpft mit PR um seine Rehabilitierung.

Ein Bischof, der zuerst zurücktritt, der dann den Rücktritt vom Rücktritt will, schließlich grundlos unter Missbrauchsverdacht steht und der unter anderem wochenlang in der psychiatrischen Klinik weilte - es gibt nichts, was es nicht gibt in der Causa Walter Mixa.

Kann die eine oder andere "Watschn" für Heimkinder nicht ausschließen: Augsburgs ehemaliger Bischof Walter Mixa. (Foto: dpa)

Offenbar sind ganz viele Eitelkeiten berührt: Seit Wochen kommt die katholische Kirche wegen dieser Personalie nicht zur Ruhe. Der Konflikt eskaliert weiter. Mixa erwägt jetzt sogar, die Vorgänge um seinen Rücktritt von einem päpstlichen Gerichtshof in Rom untersuchen zu lassen.

Dies sei ein "ganz guter Gedanke, den ich sehr wohl erwäge und bedenke", sage der 69-Jährige der Welt. Er bezieht sich dabei auf das Kirchenrecht, nach dem Handlungen als nicht vorgenommen gelten, sofern sie unter äußerem Zwang zustande kamen. Einem solchen Zwang fühlt sich Mixa vor seinem Rücktrittsgesuch ausgesetzt: Der Druck auf ihn sei "wie ein Fegefeuer" gewesen, sagt der einstige Augsburger Bischof dem Blatt.

Mixa erklärt, man habe ihn zu diesem Schritt gedrängt. Er habe die Rücktrittserklärung ("vorgefertigte Resignation") nicht selbst geschrieben. "Drei Tage später habe ich sie in einem Schreiben an den Papst widerrufen. Ich wusste in den Tagen weder ein noch aus", so der ultrakonservative Hardliner.

Mixa stellt gravierende Vorwürfe auf. Er beschuldigt den Münchner Erzbischof Reinhard Marx sowie den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, deren Verhalten "hätte brüderlicher sein müssen". Stattdessen seien sie "zum Papst geeilt und haben ihm den sogenannten Missbrauchsfall vorgetragen, der de facto auf nichts mehr beruhte als auf acht handschriftlichten Sätzen einer höchst dubios hingekritzelten Notiz".

Seelische Probleme

Der Inhalt sei haltlos gewesen, wie die eingeschaltete Staatsanwaltschaft festgestellt habe. Mixa: "Damit durften die doch nicht den Papst unter Zugzwang setzen." Dem Augsburger Weihbischof Anton Losinger und dem Domkapitular Karlheinz Knebel wirft er vor, Hintergrundgespräche mit der Presse geführt zu haben, bevor mit ihm geredet wurde.

Die Bayerische Bischofskonferenz weist Mixas Anschuldigungen zurück. Der Sprecher des Erzbistums München und Freising, Bernhard Kellner, kommentiert die Kritik des Bischofs kurz angebunden mit dem Hinweis, alles sei rechtmäßig gelaufen.

"Nicht zuletzt zum Schutz von Bischof Emeritus Mixa sehen wir davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten", sagt Kellner zu sueddeutsche.de. "Wir wünschen ihm gute Besserung. Sein Aufenhalt in der psychiatrischen Klinik war ein wichtiger erster Schritt."

Psychiatrische Klinik? Bisher hieß es, Mixa erhole sich in einer Schweizer Klinik von einer Knieoperation (Schleimbeutelentzündung). Über die genauen Gründe, warum der ehemalige Augsburger Bischof in dieser Klinik war, gab es bislang keine Auskunft. Die nun gegebene offizielle Auskunft impliziert, dass Mixa seelische Probleme hatte.

Comeback als Priester

Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, schließt sich den Äußerungen seines bayerischen Kollegen Kellner an. Zum Schutz Mixas will auch er nicht mehr sagen.

Auch der Diözesan-Administrator im Bistum Augsburg, Weihbischof Josef Grünwald, reagiert scharf auf Mixas Kritik: "Die Diözese Augsburg dementiert ausdrücklich, dass sie den Missbrauchsvorwurf an die Öffentlichkeit gegeben hat." Zu dem Zeitpunkt, als Bischof Mixa seine Rücktrittserklärung unterzeichnete, sei der an die Staatsanwaltschaft gegebene Anfangsverdacht gegen ihn in der Diözese noch gar nicht bekannt gewesen.

Der unruhige Ex-Bischof Mixa kämpft weiter. Im Juli will er noch einmal mit Papst Benedikt XVI. persönlich über seinen Fall sprechen. "Er hat mich ja zum Gespräch eingeladen", sagt Mixa zur Welt. "Vor allem will ich mit ihm also besprechen, wie sich die Situation weiter entwickeln soll." Der frühere Augsburger Oberhirte plant ein Comeback als Priester. "Ich möchte auf jeden Fall in irgendeiner Weise wieder in der Seelsorge tätig sein. Auch mit den Gläubigen feiern, Sakramente spenden."

Allzu große Hoffnungen, dass der Vatikan seinen Rücktritt vom Rücktritt akzeptieren wird, darf sich Mixa offenbar nicht machen. "Papst Benedikt XVI. wird Walter Mixa in den kommenden Wochen empfangen", teilte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi in Rom mit, "es ist aber nicht voraussehbar, dass die Annahme seines Rücktritts zur Diskussion gestellt wird".

Der Münsteraner Kirchenrechtler Klaus Lüdicke teilt diese Ansicht. Nach Kirchenrechtskanon 125 § 1 könnte er nur dann wieder in sein Amt eingesetzt werden, wenn Mixa sein Rücktrittsgesuch damals unter einem "unwiderstehlichen Zwang" wie etwa körperlicher Gewalt eingereicht hätte. Dies sei aber nicht der Fall.

"Wir-sind-Kirche"-Sprecher Christian Weisner äußert Verständnis für Mixas Wunsch nach einer Rückkehr in die Seelsorge. Das sei aber in Mixas früheren Bistümern Eichstätt und Augsburg völlig undenkbar. "Das sollte um des Friedens in der Diözese und der Autorität seines Nachfolgers willen lieber außerhalb seines bisherigen Wirkungsbereichs erfolgen."

Freimütige Öffentlichkeitsarbeit

Angesichts des derzeit ohnehin großen Vertrauensverlustes der katholischen Amtsträger solle Mixa sich nicht als Märtyrer fühlen, fordert Weisner. Vielmehr müsste er sich bewusst werden, dass nicht die zum Glück unbestätigten Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs, sondern vielmehr seine früheren Prügelstrafen, deren Leugnen und die finanziellen Unregelmäßigkeiten der Waisenhausstiftung unter seiner Verantwortung die Gründe seines Rücktritts waren.

Weisner appelliert an den Bischof, nicht zur Belastung für die ganze katholische Kirche in Deutschland werden. Doch genau dies tritt, mit Mixas freimütiger Öffentlichkeitsarbeit, jetzt ein. Der Verdacht. Es gab ein kirchliches Komplott, um Mixa endgültig loszuwerden und ihn in Rom unmöglich zu machen.

Bereits mit der Rückkehr in seine Wohnung im Bischöflichen Palais am vergangenen Samstag hatte Mixa für neue Unruhe und Unverständnis gesorgt. Er könne ja schlecht zelten, war eine Begründung.

Mixa hatte am 21. April nach Prügelvorwürfen ehemaliger Heimkinder und Vorwürfen einer Zweckentfremdung von Stiftungsgeldern für Waisenhauskinder bei Papst Benedikt XVI. um seine Amtsentpflichtung gebeten. Diese wurde offiziell am 8. Mai vom Vatikan angenommen. Vorermittlungen zu Missbrauchsvorwürfen hat die Staatsanwaltschaft eingestellt, die Prügelvorwürfe aus seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen bestehen aber weiter. Diese Vorgänge sind strafrechtlich jedoch verjährt. Wegen der Affäre Mixa sind in Augsburg viele Gläubige aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die neuen Vorgänge machen die Institution nicht attraktiver.

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