Evangelische Kirche in Bayern:Wer wird neuer evangelischer Landesbischof?

Evangelische Kirche in Bayern: Vier für ein Amt (von links nach rechts): Klaus Schlicker, Gabriele Hoerschelmann, Nina Lubomierski, und Christian Kopp, Kandidaten für die Wahl zum Landesbischof oder der Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Vier für ein Amt (von links nach rechts): Klaus Schlicker, Gabriele Hoerschelmann, Nina Lubomierski, und Christian Kopp, Kandidaten für die Wahl zum Landesbischof oder der Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Vier Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von Heinrich Bedford-Strohm. Jung, älter, international ausgerichtet, regional verwurzelt - die Kandidaten haben ganz unterschiedliche Profile.

Von Annette Zoch

Wer wird das neue Gesicht der evangelischen Kirche in Bayern, wenn Ende des Jahres Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nach zwölf Jahren aus dem Amt ausscheidet? Ende März können die 108 Mitglieder der Landessynode, des bayerischen evangelischen Kirchenparlaments, aus vier Kandidatinnen und Kandidaten auswählen, am Dienstag stellten sie sich in München schon mal der Öffentlichkeit vor.

Ein "Teamplayer mit Vision" werde gesucht, so beschreibt Synoden-Präses Annekathrin Preidel die Auswahlkriterien, eine Person, die "Erfahrung im Gestalten und Verändern" hat, "ein Menschenfreund" - besonders Letzteres sollte ja generell Voraussetzung sein für den Beruf des evangelischen Pfarrers oder der evangelischen Pfarrerin. Die vier Bewerber bringen darüber hinaus aber noch ganz unterschiedliche Profile mit.

Die mit 47 Jahren jüngste Kandidatin, die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski, stammt aus Hamburg. Im katholisch geprägten Niederbayern, wo die evangelischen Kirchen meist irgendwo am Rand der Dörfer stehen und nicht in ihrer Mitte, wagte sie sich raus aus der Kirchenblase. In Landshut rief sie die erste "Pop-up-Kirche" ins Leben, mietete ein leeres Ladenlokal in der Fußgängerzone, bot Seelsorge-Gespräche an und feierte Andachten. "Wir sind da relevant, wo wir bei den Menschen sind", sagt Lubomierski. "Wir haben was zu bieten, was sonst niemand hat."

In ihrem Alltag lässt sie sich auf Instagram über die Schulter schauen, auf ihrem Account "@goodnewsfromLA" postet sie zum Beispiel von der Zugfahrt nach München zur Pressekonferenz, inklusive kleinem Gebet: "Lebendiger Gott, gib mir für alle Aufgaben und Begegnungen Kraft, Freude und Geduld" - danach folgt noch ein Foto von einem Himbeerbrownie ("gilt als Vitaminspritze"). Bevor sie Dekanin wurde, war Lubomierski Gemeindepfarrerin, Altenheimseelsorgerin und Religionslehrerin. "Ich probiere gerne Neues", sagt sie von sich selbst. Die Vielfalt sei das Besondere an der evangelischen Kirche in Bayern. Sich diese in einer kleiner werdenden Kirche zu bewahren und neue Wege zu gehen, das sei die Herausforderung.

Die zweite Kandidatin, Gabriele Hörschelmann, kann "Insolvenzgerede" in der Kirche nichts abgewinnen. "Kirche kann Krise. Sie ist anpassungsfähig, das habe ich immer wieder erlebt." Die 54-Jährige bringt viel internationale Erfahrung mit. Sie ist Direktorin des Zentrums "Mission EineWelt" in Neuendettelsau, der größten Einrichtung in der bayerischen Landeskirche - Hörschelmann selbst bezeichnet es als eine Art "Auswärtiges Amt" der Landeskirche. Das Zentrum mit 200 Mitarbeitern und einem Haushaltsbudget von rund zwölf Millionen Euro ist zuständig für die Beziehungen zu 20 Kirchen auf vier Kontinenten.

Schon in ihrem Vikariat absolvierte sie eine Station beim Weltkirchenrat (ÖKR) in Genf, von 2004 bis 2015 lebte sie mit ihrem Mann, ebenfalls Pfarrer, in Hongkong und arbeitete dort am Lutherischen Theologischen Seminar als Professorin. Innerkirchlich ist Hoerschelmann bestens vernetzt, sie ist Mitglied der Landessynode und Beisitzerin im Synodenpräsidium der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), theologisch gilt sie als liberal. Ihre Weiterbildung in der Organisationsentwicklung will sie nicht unerwähnt lassen. Tatsächlich steckt die Landeskirche angesichts schwindender Mittel mitten im so genannten "Puk"-Prozess, was für "Profil und Konzentration" steht, am Ende aber "Sparen und Kürzen" bedeutet.

Die Amtszeit wurde auf zehn Jahre verkürzt

Bereits jetzt stark mit der Personal- und Kirchenentwicklung ist der Münchner Regionalbischof Christian Kopp beschäftigt. Er ist der einzige Bewerber aus den Reihen des Landeskirchenrats, also des Leitungsgremiums der Landeskirche. "Die evangelische Kirche ist in einem starken Veränderungsprozess", sagt Kopp. "Da braucht es mutige, leidenschaftliche, fröhliche und kluge Mitarbeitende." Kopp, geboren in Regensburg und aufgewachsen in Oberbayern, war lange Jahre Gemeindepfarrer in Nürnberg, später Dekan für den Nürnberger Süden. Auch er ist auf Instagram unterwegs, wenngleich nicht so aktiv wie Lubomierski, "@leuchtenlassen" heißt sein Profil dort.

Für Transparenz plädiert Kopp auch mit Blick auf die zunehmenden Kirchenaustritte: "Jeder Austritt ist bitter. Ich bin aber dafür, dass wir sehr offen und transparent kommunizieren, was wir bieten und wohin auch die Kirchensteuern fließen." Sollte Kopp gewählt werden, wäre er bei Amtsantritt im Herbst 2023 bereits 59 Jahre alt - das heißt, seine Amtszeit würde dann schon nach acht und nicht nach zehn Jahren enden, denn mit 67 Jahren ist für den Landesbischof wie für alle Kirchenbeamten Schluss. Auf der Amberger Synode hatte das Kirchenparlament im vergangenen November eine Amtszeitverkürzung von zwölf auf zehn Jahre beschlossen.

Klaus Schlicker hingegen könnte die volle Amtszeit noch ausfüllen, er ist 56 Jahre alt. Er ist Dekan von Windsbach und bislang fest in Mittelfranken verwurzelt: Er hat in Erlangen studiert, war Referent der Ansbacher Regionalbischöfe und Gemeindepfarrer in Wieseth im Dekanatsbezirk Feuchtwangen. Seit 2020 ist er außerdem Mitglied der Landessynode und dort Sprecher des Arbeitskreises "Gemeinde unterwegs", außerdem engagiert er sich in kirchlichen Zukunftskongressen und für das Thema Mitgliederbindung und Kirchenaustritt.

Schlicker wünscht sich eine Kirche, die in zwei Richtungen ausstrahlt: ermutigend nach innen und als Stimme des Glaubens in die Gesellschaft hinein. "Für mich ist Kirche immer diakonisch und missionarisch", sagt Schlicker. "Missionarisch heißt: Wir reden von der Liebe Gottes. Und diakonisch heißt: Wir geben Liebe weiter, denn wir sind von Gott geliebt."

So läuft die Wahl

Für das Amt des bayerischen Landesbischofs kann man sich nicht bewerben - man muss vorgeschlagen werden. Insgesamt, so Synodenpräses Annekathrin Preidel, gab es dieses Mal 26 Vorschläge. Vorschlagsberechtigt sind kirchliche Gremien, zum Beispiel Kirchenvorstände, oder auch einzelne Mitglieder der Landessynode. Kandidieren dürfen nur ordinierte Pfarrerinnen oder Pfarrer. Der Wahlvorbereitungsausschuss wählt dann aus allen Vorschlägen eine Liste von mindestens vier und maximal sechs Kandidaten aus. Diese Liste wird der Bayerischen Staatsregierung vorgelegt (gemäß dem Staatsvertrag von 1924). Die Regierung dürfte Kandidaten auch ablehnen. Auch die bundesweiten Zusammenschlüsse der Gliedkirchen, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland (VELKD), müssen zustimmen. Auf der Synode am 27. März wählen die Synodalen dann den neuen Bischof oder die neue Bischöfin.

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