Europawahl:Endspiel in neun Monaten

Landtagswahl Bayern - Wahlplakate werden abmontiert

Ein Wahlplakat der SPD mit dem Portrait der Spitzenkandidatin Natascha Kohnen wird demontiert.

(Foto: dpa)

Die Europawahl liefert die jüngste Schlappe für die Bayern-SPD. Landeschefin Natascha Kohnen sagt, ihre Partei brauche Zeit. Doch die hat sie nicht.

Kommentar von Lisa Schnell

Die SPD brauche Zeit, um sich aus ihrem Tief wieder herauszuarbeiten, sagte Landeschefin Natascha Kohnen nach dem katastrophalen Ergebnis ihrer Partei bei der Europawahl. Die hat sie aber nicht. Neun Monate sind es bis zur Kommunalwahl. Neun Monate bis sich entscheidet, ob die SPD wenigstens in den großen Städten Bayerns noch eine ernstzunehmende Größe ist. Oder ob sie von den Grünen weggeschwemmt wird.

Die Ergebnisse der Landtags- und Europawahl sind für die Genossen so entmutigend, wie sie für die Grünen erhebend sind. Und trotzdem: Die SPD muss sich nicht vollends der Resignation hingeben.

Kommunalwahlen waren schon immer weitgehend losgelöst vom Landes- oder Bundestrend. 2013 etwa holte die SPD bei den Landtagswahlen in Bayern 20,6 Prozent, bei den Stadtratswahlen in Nürnberg ein Jahr später aber 44,1 Prozent. Es wird die Person gewählt und nicht die Partei - diese ewige Wahrheit der Kommunalwahl hält nun den letzten Funken Hoffnung der Genossen am Glimmen. In Nürnberg freilich, wo Ulrich Maly nicht mehr antritt, der als beliebtester Großstadt-Oberbürgermeister zur SPD-Ikone wurde, schwelt diese Hoffnung nur noch schwach.

Dennoch hat die SPD noch etwas, was den Grünen fehlt, ein Überbleibsel aus besseren Zeiten: Sie stellt etwa 4500 Gemeinde, Kreis- und Stadträte. Auch Wähler, die von der SPD nicht viel halten, schätzen doch diesen einen Gemeinderat, der eben auf der SPD-Liste steht. Die Person zählt mehr als die politische Großwetterlage.

Die Grünen dagegen haben nur um die 1800 kommunale Mandatsträger und sind vielerorts gesichtslos. Das macht die Hürden für die Kommunalwahl höher. Allerdings haben sie die besten Voraussetzungen, das zu ändern: Geld und viele neue Mitglieder, die Ortsvereine gründen und erstmals grüne Listen aufstellen. Gewinnen die Grünen auch bei den Kommunalwahlen, kommen sie ihrem Ziel, einmal mitzuregieren, einen Schritt näher. Bricht die SPD wieder ein, hat sie den Halt in Bayern vollends verloren.

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