ForschungWaldelefanten in der Oberpfalz? Denkbar wär’s

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Auch auf Waldelefanten machten Menschen in Europa einst Jagd. Seit 2016 zeigt das Besucherzentrum Geiseltal diese Nachbildung, der Knochenfunde zugrunde liegen.
Auch auf Waldelefanten machten Menschen in Europa einst Jagd. Seit 2016 zeigt das Besucherzentrum Geiseltal diese Nachbildung, der Knochenfunde zugrunde liegen. (Foto: Rainer Weisflog/imago stock&people)

Eine Studie zeigt: Die längst ausgestorbenen Tiere kämen mit dem mitteleuropäischen Klima zurecht. Was zu Gedankenspielen einlädt.

Von Max Weinhold

Es ist eine abenteuerliche Vorstellung: Elefanten in Deutschland. Also nicht im Tierpark, trist, im Gehege, fernab ihrer Heimat in Asien oder Afrika. Sondern in freier Wildbahn, glücklich, draußen, zu Hause im Spessart oder der Oberpfalz. Klingt wie eine Utopie. Vollkommen abwegig ist es aber gar nicht.

Zu diesem Schluss sind jedenfalls Forschende der Universität Bayreuth gekommen. In einer Studie haben sie, vereinfacht gesagt, die klimatischen Bedingungen im früheren europäischen Verbreitungsgebiet des Palaeoloxodon antiquus (zu deutsch: Europäischer Waldelefant oder Eurasischer Altelefant) zu seinen Lebzeiten mit dem heutigen Klima in denselben Regionen abgeglichen. Und, siehe da: „Die Waldelefanten könnten auch heute noch in Europa leben“, heißt es in einer Pressemitteilung unter dem verheißungsvollen Titel „Waldelefant statt Wildschwein? Was in Europa hätte sein können“. Und weiter: „Insbesondere das Klima in West- und Zentraleuropa wäre für den Waldelefanten geeignet, mit Ausnahme von Bergregionen wie den Alpen oder dem Kaukasus.“

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Waldelefanten auf der Zugspitze, das wäre aber auch wirklich zu viel des Abwegigen, in solchen Höhen bewegen sich ja nicht einmal ihre art- und zeitgenössischen Nachfahren. Aber im Ernst, die Erkenntnisse des Forschungsteams vom Lehrstuhl für Sportökologie sind wirklich höchstinteressant und ihre Arbeit ist verdienstvoll. Durch das Verständnis, wie sich Klima- und Umweltveränderungen historisch auf große Säugetiere ausgewirkt hätten, ließen sich Rückschlüsse für heutige Naturschutzmaßnahmen ableiten, heißt es in der Uni-Mitteilung.

Die Europäischen Waldelefanten, nach Angaben der Forschenden bis zu 4,50 Meter hoch und bis zu 15 Tonnen schwer, weilten – übrigens ausdrücklich nicht nur im Wald – während des Pleistozän etwa 700 000 Jahre auf unserem Kontinent und überlebten mehrere Eiszeiten. Sie grasten das Land ab und prägten so Europas Flora und Fauna. An diese Bedingungen seien bis heute viele heimische Pflanzenarten angepasst, so die Forscher. Wohl spätestens vor 34 000 Jahren, in der letzten Eiszeit und durch Zutun jagender Menschen, starben die Tiere aus.

Ob der historische Elefant unter heutigen Umständen in einem veränderten Ökosystem wirklich überleben würde, wird freilich kaum zu klären sein. Vielleicht ist es ihm aber auch gar nicht zu wünschen, jedenfalls in Bayern – hier hat es der Jagdminister und Bauernheilige Hubert Aiwanger bisher noch auf jedes vormals verschwundene, zurückgekehrte oder neu eingewanderte Tier abgesehen, man denke an Wolf oder Goldschakal. Wobei, Denkfehler: Ein Elefant reißt natürlich keine Schafe.

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