Kinderbetreuung:Gebt den Erziehern mehr Geld

Coronavirus - Kindertagestätten wieder geöffnet

Um gute Pädagogen für die Kinder zu finden und zu halten, muss der Job schnellstens attraktiver werden.

(Foto: dpa)

Pädagogen fehlen überall, mit drastischen Folgen für alle. Dabei wäre es einfach, den Job rasch attraktiver zu machen

Kommentar von Anna Günther

Erzieher fehlen, Kinderpfleger fehlen, Lehrer fehlen. Seit Jahren erklingt diese Mahnung, seit Jahren passiert zu wenig, um das Problem zu lösen. Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung - ein richtiges und wichtiges Signal - übt nun zusätzlichen Druck auf ein belastetes System aus. Eines, das irgendwann nachgeben wird.

Längst werden in Kitas Betreuungszeiten gekürzt und Gruppen geschlossen, weil Personal krank ist und fehlt. Man wird sich weiter durchmogeln und hoffen, dass es wieder besser wird. Leidtragende sind jene Eltern, die sich um die Kinder kümmern müssen und deshalb weniger arbeiten können.

Hoffnung auf bessere Zeiten reicht aber nicht. Schluss mit dem Gestopsel, es braucht einen großen Wurf. Um gute Pädagogen für die Kinder zu finden und zu halten, muss der Job schnellstens attraktiver werden. Erster, einfachster Schritt: Gebt den Erziehern mehr Geld.

Bayern und Deutschland können sich das leisten. Der Staat muss den Kita-Trägern rasch entsprechende Zuschüsse überweisen. Von Idealismus lässt sich das Leben nicht finanzieren. Und Ungerechtigkeit schreckt die junge Generation noch mehr ab als das geringere Salär. Eine ausgebildete Erzieherin in München bekommt zum Berufseinstieg circa 3500 Euro, etwa 500 weniger als ein verbeamteter Grundschullehrer. Ohne städtische Zulagen wären es sogar 1000 Euro weniger. Ist frühkindliche Bildung weniger Wert? Auf keinen Fall! Sie legt die Basis für alles im (Schul-)Leben.

Bricht aufgrund des Erziehermangels die Kinderbetreuung weg, haben alle ein Problem: Familien, Arbeitgeber und die Politik. Schon jetzt herrscht Fachkräftemangel. In mancher Branche wirkt sich das bereits negativ auf die Umsätze aus. Wirtschaft und Politik müssen ein Interesse daran haben, gutes Personal zu gewinnen. Das muss ihnen auch etwas Wert sein. Erst recht, wenn in den kommenden zehn, 15 Jahren zigtausende Arbeitskräfte aller Branchen in den Ruhestand gehen. Auf Bayerns Spielplätzen sitzen gleichzeitig Hunderte hoch qualifizierte Menschen, dieses Potenzial muss nur gehoben werden. Damit sie mehr arbeiten wollen und können, braucht es beste Kinderbetreuung. Der erste Schritt dahin sind gut bezahlte, wertgeschätzte Erzieherinnen und Kinderpfleger. Wählen mehr Menschen diese wichtigen Berufe, verbessern sich auch die Arbeitsbedingungen in den Kitas. Ein Gewinn für alle.

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