Erwin Huber erinnert sich:Zwei Autogramme im Fotoalbum

Erwin Huber erinnert sich an die erste Begegnung mit FJS: Damals war er 13 Jahre alt und stolz, zwei Autogramme ergattert zu haben.

Sie haben ihn als Vater erlebt, als Jagdfreund oder Zechgenosse. Sie haben mit ihm über Politik gestritten, haben ihn glühend verehrt oder abgrundtief verachtet. Franz Josef Strauß ließ die Menschen, die ihn erlebt haben, nie kalt. Die SZ hat Weggefährten von ihm nach ihren ganz persönlichen Erinnerungen gefragt. Diesmal den CSU-Chef Erwin Huber. Ihn hat Strauß ein Jahr vor seinem Tod für die große Politik entdeckt.

Erwin Huber, CSU, ddp

Erwin Huber: Noch heute ist er stolz auf die zwei Autogrammkarten, die er als 13-Jähriger von FJS bekommen hat.

(Foto: Foto: ddp)

"Ich war ungefähr 13 Jahre alt, als ich Franz Josef Strauß zum ersten Mal persönlich gesehen habe. Das war Ende der fünfziger Jahre, auf einer CSU-Kundgebung in Ruhstorf im damaligen Landkreis Eggenfelden. Ich bin durch die Menge im brechend überfüllten Zelt durch, zu Strauß hin und habe mir gleich zwei Autogramme geholt. Die habe ich heute noch. Die liegen bei mir daheim in Reisbach in einem alten Fotoalbum. Die werde ich hüten wie meinen Augapfel."

"Später hatte ich mit Strauß dann oft zu tun, ich saß ja seit 1978 im Landtag, er auch. 1987 hat er mich in die Staatskanzlei geholt. Er sagte, er brauche einen stellvertretenden CSU-Generalsekretär, als Vertretung für Gerold Tandler. Er hat dann einen längeren lateinischen Spruch zitiert, den ich nicht verstanden habe. Nur sinngemäß habe ich kapiert: Wenn das klappt mit mir, dann hätte ich auch die Chance, Nachfolger des Generalsekretärs zu werden. Ich hab mich dann offenbart und gesagt, dass es mit meinem Latein nicht so weit her ist. Dass ich halt das übliche Ministranten-Latein beherrsche. Aber er hat mich trotzdem genommen, als Generalsekretär musste ich ja nicht lateinisch reden, sondern bayerisch."

"In dieser Zeit lernte ich von Strauß vor allem strategisches Denken, die Bereitschaft, Führung wahrzunehmen, sich hinzustellen und Position zu halten - auch gegen Angriffe. Er sagte uns immer: Wir richten uns nicht nach den Umfragen, sondern wir verhalten uns so, dass sich die Umfragen nach uns richten. Das hat mir gefallen. Dass er einen Satz von Horlacher öfters zitiert hat, hat mir weniger gefallen: "Man muss seine Grundsätze so hoch hängen, dass man drunter durchschlüpfen kann." Aber ich glaube auch nicht, dass Strauß damit der Beliebigkeit das Wort reden wollte, sondern sich nur gegen ideologische Verranntheiten wendete."

"An das letzte Gespräch mit Strauß erinnere ich mich noch genau: Es war am 30. September 1988, einem Freitagnachmittag. Ich rief ihn an und sagte: "Wir müssen über die Liste für die Europa-Wahl 1989 sprechen." Er sagte, wir sollten uns am Montag treffen. So stand es dann bei uns beiden im Kalender. Kurz darauf fuhr er nach Regensburg, auf die Jagd. Da brach er zusammen. Zum Termin am Montag kam es nicht mehr. Um 9 Uhr hätten wir uns treffen sollen, um kurz vor 12 Uhr ist er gestorben. "

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