Erster Gesundheitsbericht:Mehr trinken, weniger rauchen

Weniger Zigaretten, hohe Lebenserwartung, niedrige Säuglingssterblichkeit - das Fazit des ersten Gesundheitsberichts ist positiv. Es gibt aber auch alarmierende Tendenzen. Vor allem bei Jugendlichen.

Florian Fuchs

Es gibt durchaus Probleme: der steigende Alkoholkonsum von Jugendlichen zum Beispiel, immer mehr Übergewichtige und immer mehr psychische Erkrankungen. Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) war am Mittwoch trotzdem zufrieden, als er den ersten Gesundheitsbericht für Bayern vorstellte. Söders Fazit: "In Bayern lebt es sich besser und gesünder als im Rest von Deutschland."

Kinderdienst: Weniger Jugendliche greifen zur Zigarette

Immer weniger Jugendliche rauchen; dafür greifen sie häufiger zum Alkohol.

(Foto: ddp)

Tatsächlich fallen die Daten überwiegend positiv aus. Unter anderem haben die Bayern mit die höchste Lebenserwartung in Deutschland: Neugeborene Jungen werden heute im Schnitt 77,4 Jahre, Mädchen sogar 82,5 Jahre alt. Auch der Versorgungsgrad liegt mit 71000 Ärzten, 379 Krankenhäusern und Pro-Kopf-Ausgaben für die Gesundheit von 3000 Euro über dem Bundesdurchschnitt.

Der Gesundheitsbericht, der von nun an alle zwei Jahre neu erstellt wird, soll aber vor allem auf Schwächen hinweisen. "Wir haben nun eine Datenbasis, mit der wir Gesundheitsstrategien für die Zukunft entwickeln können", sagte Söder. Der Bericht behandelt die Statistiken von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren gesondert. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, will der Minister nun für jede Generation neue Präventionskampagnen starten - und so langfristig Kosten sparen.

Zum Beispiel sollen die Eltern der 1,8 Millionen Kinder unter 15 Jahren in Bayern stärker über Impfungen aufgeklärt werden. Zwar sind mehr als 98 Prozent der Kinder gegen Tetanus und mehr als 95 Prozent gegen Kinderlähmung geschützt. Aber bei den Masern bestehe Nachholbedarf. Als Erfolg wertete Söder die niedrigste Säuglingssterblichkeit in Deutschland: Im Jahr 2008 sind im Freistaat 330 Kinder gestorben, bevor sie das erste Lebensjahr erreichten.

Bei Jugendlichen geht zwar der Anteil der Raucher immer weiter zurück, dafür entwickeln sich Alkohol und Übergewicht zum Problem: Mehr und mehr Jugendliche unter 20 Jahren müssen mit Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus. In Bayern waren es im Jahr 2008 insgesamt 5005 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 20 Jahren. 18,5 Prozent der Jugendlichen in Bayern berichteten in der Gesundheitsstudie 2008, innerhalb der letzten 30 Tage mindestens einmal fünf oder mehr alkoholische Getränke nacheinander getrunken zu haben. Der Anteil der Übergewichtigen zwischen zwölf und 25 Jahren hat sich zwischen 1995 und 2005 auf vier Prozent verdoppelt. "Das sind zentrale Themen für die Zukunft", sagte Söder.

Der Fokus der Gesundheitspolitik bei den Erwachsenen soll künftig auf Krebsvorsorge, Männergesundheit und Aufklärung bei psychischen Krankheiten liegen. "Zehn Prozent der Krankmeldungen gehen inzwischen auf Probleme wie Burn-out oder Depressionen zurück", sagte Söder. Während 47 Prozent aller Frauen in Bayern Vorsorgeangebote wahrnehmen, tun dies nur 17 Prozent der Männer. "Männer leben weniger gesundheitsbewusst. Wir müssen deutlich machen, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, zum Arzt zu gehen."

Das gilt auch für Senioren, die gerade über die Krebsvorsorge stärker informiert werden sollen. Weil für Bürger über 65 Jahren Stürze die dritthäufigste Todesursache sind, will das Ministerium unter anderem mehr über Sturzrisiken aufklären.

Wie die Programme konkret aussehen werden, ist noch nicht klar. Trotz der angespannten Haushaltslage soll die Finanzierung aber kein Problem sein. "Suchtberatung und Präventionsarbeit bleiben ungekürzt, wir schichten Mittel höchstens auf die neuen Schwerpunkte um", versprach Söder.

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