Erschreckende Bilanz:Mehr Drogentote in ganz Bayern

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Bislang fielen 2015 bereits mehr als 260 Menschen der Sucht zum Opfer

Im Freistaat sind heuer deutlich mehr Menschen ihrer Drogensucht zum Opfer gefallen als im vergangenen Jahr. Von Januar bis Ende November registrierten die Polizeipräsidien in Bayern mehr als 260 Drogentote und damit bereits mehr als im ganzen Vorjahr. 2014 waren es nach Angaben des Bundeskriminalamtes 252 Tote im Freistaat gewesen, vor zwei Jahren 230.

Die Polizei hält die Zahlen nicht für ungewöhnlich, Wellenbewegungen gebe es immer mal wieder. Mehr Drogentote als im Jahr 2014 stellten heuer neben München auch die fünf Polizeipräsidien Oberbayern Nord, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken und Unterfranken fest. Bei der Münchner Drogenberatungsstelle Condrobs ist man dagegen durchaus beunruhigt. "Diese Entwicklung, die wir schon seit Jahren sehen, besorgt uns sehr", sagte Klaus Fuhrmann. "Wir sind alle am rätseln, was die Hintergründe für diesen enormen Anstieg sind." Einen möglichen Ansatzpunkt sieht der Suchtexperte im sogenannten Ausweichverhalten: Um nicht juristisch verfolgt zu werden, greifen viele Abhängige zu Mitteln, die leichter zu beschaffen sind als die gängigen Drogen, und deren Inhaltsstoffe bislang noch nicht auf der Verbotsliste stehen. Die Gefahr, eine zu hohe Menge zu konsumieren, ist hier ungleich höher.

Derzeit äußerst beliebt ist die in der Milieusprache als "Badesalz" bekannte Ersatzdroge, die gefährlicher als Kokain und eine laut Fuhrmann "verschärfte Variante von Ecstasy" ist. Und statt Cannabis nehmen die Betroffenen diverse Kräutermischungen. Die Mitarbeiter der Münchner Organisation Condrobs sind gerade in der staden Zeit besonders sensibilisiert. Dann ist die Einsamkeit der Suchtpatienten häufig am größten. "Weihnachten ist hochemotional für unsere Klientel, weil sich alle um eine heile Welt bemühen", sagte Fuhrmann. "Dann wird ihnen bewusst, dass sie das alles nicht haben."

© SZ vom 21.12.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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